100 Jahre Untergang Kleiner Kreuzer SMS CÖLN

Gedenkfeierlichkeiten in Köln und auf See

Warum hängt ein 100 Jahre altes Wrack eines Rettungskutters im Turmgewölbe der Kölner Eigelsteintorburg, einer der meist besuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt?

Weil es jener Kutter des versenkten Kleinen Kreuzers SMS CÖLN war, bei dem am 28. August 1914, bei einer der ersten Seeschlachten des Ersten Weltkrieges, 507 Männer starben und nur einer, ein Kölner, in eben diesem durchschossenen Rettungskutter die Schiffskatastrophe überlebte.
Heute soll der Kutter zum Frieden und zur Versöhnung mahnen und symbolisch für Toleranz zwischen den Völkern stehen. Er ist damit nicht nur ein Symbol in Köln. Er war am 27. August 2014 einer der europäischen Erinnerungsorte für die Gedenkfeierlichkeiten an jenes Seegefecht. Der Kutter symbolisiert, wie die Position auf dem Meer – 54 Grad Nord und 7 Grad Ost – , an der die Royal Navy den Kleinen Kreuzer der Kaiserlichen Marine vor 100 Jahren versenkt hatte, Frieden und Versöhnung.
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20140814_CGN_Gedenkfeier_840Gedenkfeierlichkeiten am 27. August 2014 in Köln mit Vertretern der REUNION

Fast auf den Tag 100 Jahre nach dem Untergang der CÖLN, trafen sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Marine, Mitglieder des Deutschen Marinebundes mit ihren Marinekameradschaften, Kölner Bürger und Jugendliche sowie Freunde aus Großbritannien und Belgien am 27. August 2014 zu Gedenkfeierlichkeiten in Köln.

Man gedachte den gefallenen Soldaten und Toten beider Seiten des Ersten Weltkrieges. Der Blick zurück soll den gemeinsamen Weg in ein friedliches Europa ebnen und ausbauen. Die Veranstaltung brachte vor allem eines zu Tage: Aus Feinden von einst sind Freunde von heute geworden.

Unter den Teilnehmer der Gedenkfeier waren auch Vertreter der REUNION-MARINE: der Vorsitzende des „Freundeskreises Marineschiffe Köln e.V.“, Peter Hemmersbach, er war der Organisator der Veranstaltung, des Weiteren der Vorsitzende des „Freundeskreises der Korvette MAGDEBURG e.V.“, Manfred Discher, der Ehrenvorsitzende des „Freundeskreises des Einsatzgruppenversorgers BONN e.V.“, Botschafter a.D. Hans-Joachim Heldt und der Vorsitzende der REUNION-MARINE, Volker Stein.

„Herr Hemmersbach hat mit seinem Freundeskreises Marineschiffe Köln hervorragende Arbeit im Sinne der Völkerverständigung geleistet. Ich freue mich, dass die Initiative für die einzelnen Freundeskreise für die Schiffe der Marine von der REUNION-MARINE ausging und nun solche würdevollen Veranstaltungen mit entsprechendem, auch internationalem Rahmen das Ergebnis von jahrelangem ehrenamtlichem Engagement von vielen der Marine verbundenen Menschen sind. Ich freue mich insbesondere auch, dass sich Frauen und Männer der ehemaligen Fregatte KÖLN aktiv an der Initiative des Freundeskreises Marineschiffe Köln zur Unterstützung des Kinderkrankenhauses der Stadt Köln engagieren. Vor allem aber, dass es dem Kölner Jugendoffizier, Kapitänleutnant Moritz Brake, gelungen ist, eine Patenschaft zwischen dem Kölner Apostelgymnasium und der Portsmouth Grammer School zu etablieren“, so Volker Stein.

Darüber hinaus betonte der Vorsitzende der REUNION-MARINE, dass es wichtig, achtbar und eine wertvolle Geste sei, dass der Freundeskreises Marineschiffe Köln für die Restaurierungsarbeiten des zerschossenen Kutterwracks, die Gedenktafel und den Anker aufkam und seine Mitglieder heute gemeinsam mit der Besatzung der früheren Fregatte KÖLN für Unterhalt und Pflege des Marine-Ehrenmals aufkommen.

Die Stationen für die Gedenkfeierlichkeiten am 27. August 2014

Kranzniederlegungen am Südfriedhof Köln, an den Kriegsgräbern von 1914/1918 sowie auf dem Commonwealth Ehrenfriedhof, im Anschluss eine Kranzniederlegung an der Eigelsteintorburg, darauf Feierliche Akte in der Kirchenruine Alt St. Alban sowie im Historisches Rathaus zu Köln. Mit 300 Menschen war dort der Festsaal bis auf den letzten Platz gefüllt. Es sprachen Oberbürgermeister Jürgen Roters, der Vice Doyen des Generalkorps NRW, der Vorsitzender der Marine-Offizier-Vereinigung e.V. Vizeadmiral a.D. Wolfgang Nolting. Prof. Dr. Elvert vom Jean-Monnet-Lehrstuhl der Universität zu Köln hielt einen Vortrag über die Geschehnisse um den Untergang des Kleinen Kreuzers SMS CÖLN.

Ablauf des historischen Geschehens am 28. August 1914

Vor 100 Jahren war es vier Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs bei Helgoland zu einem der ersten Seegefechte zwischen Deutschen und Briten gekommen. Die unter dem Kommando von Fregattenkapitän Hans Meidinger stehende SMS CÖLN lief am 28. August 2014 aus Wilhelmshaven aus, um den bedrängten Kleinen Kreuzern SMS FRAUENLOB und SMS STETTIN sowie den Torpedobooten der I. Torpedobootflottille als auch der V. Torpedobootflottille zu Hilfe zu kommen. Mit an Bord war Konteradmiral Leberecht Maass, damals Führer der Torpedoboote (FdT). Konteradmiral Franz Hipper, der damals für die Verteidigung der Helgoländer Bucht die Verantwortung in Wilhelmshaven trug, hatte die Wetterlage der abgelegenen Nordseeinsel falsch eingeschätzt. Die Sichtweite um Helgoland betrug weniger als 1000 m, in Wilhelmshaven dagegen herrschte klare Sicht. Als diese entgegengesetzten Wetterlagen erkannt wurden, war es zu spät, um die in der Jade in Alarmbereitschaft liegenden Schlachtkreuzer auslaufen zu lassen, da der Wasserstand für das Passieren der Barre der Innenjade zu diesen Seitpunkt bereits zu niedrig war.
Niemand von deutscher Seite wusste genau, wie viele Schlachtkreuzer die Royal Navy im Gebiet um Helgoland stehen hatte. Es folgte über Stunden ein Schlagabtausch, bei dem immer wieder die Marine-Einheiten mit ihren Soldaten im dichten Nebel außer Sicht des Gegners und damit ihren Bordgeschützen, wie u.a. Schnellfeuerkanonen und Torpedogeschützen entkamen. Die CÖLN stieß auf den britischen Kreuzer HMS ARETHUSA und acht weitere Zerstörer, die wiederum im Gefecht mit dem deutschen Kleinen Kreuzer SMS MAINZ standen.
Die CÖLN griff zusammen mit ihrem Schwesternschiff der SMS STRAßBURG in den Kampf ein. Dabei stieß sie im Verlauf auf fünf britische Schlachtkreuzer. Diese standen unter dem Kommando von Admiral David Beatty. In Anbetracht der hoch überlegenen britischen beteiligten Einheiten versuchten die beiden deutschen Kleinen Kreuzer zu entkommen. Die CÖLN erhielt mehrere Treffer, wurde zwar zunächst gegen 13 Uhr durch die Ankunft des Kleinen Kreuzers SMS ARIADNE entlastet und konnte vorerst entkommen. Um 13:25 Uhr wurde sie vom Schlachtkreuzer HMS LION erneut gesichtet. Gegen 14:30 Uhr versank das zum Wrack geschossene und brennende Schiff, trotz erbitterter Gegenwehr seiner Soldaten, etwa 35 Seemeilen westlich von Helgoland.
Der Obermatrose Adolf Neumann wurde nach langen 72 Stunden Schiffbruch von den Besatzungsmitgliedern eines deutschen Torpedobootes gerettet. Der damalige Heizer war der einzige Überlebende der 23 Offiziere und 484 Unteroffiziere und Mannschaften des Kleinen Kreuzers der Kaiserlichen Marine, der durch die Royal Navy versenkt wurde.
Von den 508 Besatzungsmitgliedern hatten circa 200 Mann den Untergang des 130 m langen und 14 m breiten Schiffes gegen 14.30 Uhr zunächst als Schiffbrüchige in den Fluten überlebt. Doch das Wetter, der starke Nebel, ließ die Rettungsversuche scheitern, da es unmöglich war, die Männer in der Nordsee auszumachen. So ging ein Mann nach dem anderen in der See unter.
Insgesamt wurden an jenem Tag drei deutsche Kleine Kreuzer und ein Torpedoboot versenkt – dabei starben über 700 Männer, mehr als 500 waren verwundet worden, 400 gerieten in Kriegsgefangenschaft. Die Royal Navy musste ihrerseits 35 gefallenen Soldaten beklagen.
Auf Norderney war wenig später ein halb zerstörter Kutter der SMS CÖLN angetrieben und geborgen worden. Der damalige Inselkommandant kaufte das Wrack und schenkte es der Stadt Köln. 1915 wurde der Kutter zunächst in der Toreinfahrt der Kölner Eigelsteintorburg aufgehängt, ab 1926 dann im östlichen Turmgewölbe. Das Wrack der CÖLN, das auf etwa 35 Meter Tiefe lag, wurde 1979, da es nach offiziellen Angaben ein gefährliches Hindernis für die Schifffahrt darstellte, durch eine Sprengung geräumt.

Kranz vor Helgoland zu Wasser gebracht

Anlässlich des 100. Jahrestages der Versenkung des Kleinen Kreuzers SMS CÖLN haben ehemalige Besatzungsangehörige der im Jahr 2012 außer Dienst gestellten Fregatte KÖLN, im Auftrag des „Freundeskreis Marineschiffe Köln e.V.“, zum Gedenken einen Kranz vor Helgoland zu Wasser gebracht. Das schlichte Zeremoniell wurde von Bord des ehemaligen Seemannsschulbootes der Bundesmarine NORDWIND am 18.07.2014 von FKpt Thorsten Wiedemann, dem ehemaligen 1. Schiffseinsatzoffizier der F211 KÖLN, vollzogen.
Ausstellung im Museum „Windstärke 10“ in Cuxhaven
In Cuxhavens neuem maritimen Museum geht es nicht um Seefahrer-Romantik. Das Museum zeichnet, neben anderen interessanten maritimen Ausstellungsteilen, den Schiffsuntergang der CÖLN , die Katastrophe jenes Seekrieges und den dreitägigen Überlebenskampf des Heizers Adolf Neumann anschaulich nach. Kernstück dieser Ausstellung ist ein Raum mit einer 360-Grad-Projektion.

Fünf Schiffe der Marine trugen den Namen Köln

Die Stadt Köln war Mitbegründer der Deutschen Hanse im Jahr 1.100.
Von 1909 bis 2012, das heißt mehr als ein Jahrhundert lang dauerten die Patenschaften der Stadt Köln und ihren Bürgern für Marineschiffe, die den Namen Köln über die Meere trugen.
1909 – 1914 Kleiner Kreuzer Cöln der Kaiserlichen Marine
1916 – 1919 Kleiner Kreuzer Cöln der Kaiserlichen Marine
1929 – 1945 Leichte Kreuzer Köln der Reichs- und Kriegsmarine
1958 – 1982 Geleitboot, später Fregatte F220 KÖLN der Bundesmarine
1984 – 2012 Fregatte F211 KÖLN der Bundes- bzw. der Deutschen Marine

Schiffsdaten SMS Kleiner Kreuzer CÖLN
Flagge: Deutsches Reich
Schiffstyp: Kleiner Kreuzer
Klasse: Kolberg-Klasse
Bauwerft: Germaniawerft, Kiel
Baunummer: 141
Baukosten: 8.356.000 Mark
Stapellauf: 5. Juni 1909
Indienststellung: 16. Juni 1911
Verbleib: 27. August 1914 durch die Royal Navy versenkt
Länge: 130,5 m (Lüa); Breite 14,0 m ; Tiefgang: max. 5,73 m
Verdrängung Konstruktion: 4.362 t;
Besatzung: max. 383 Mann
Maschine: 15 Marinekessel, 2 Satz Dampfturbinen
Maschinenleistung: 29.036 PS
Bewaffnung: 12 Schnellfeuerkanonen Kaliber 10,5 cm, 2 Torpedorohre 45,0 cm und 4 x 5,2 cm Schnellladekanonen
Geschwindigkeit: max. 26,8 kn

Eingemeißelte Inschrift

1915 wurde jener besagte Kutter zunächst in der Toreinfahrt der Kölner Eigelsteintorburg aufgehängt, ab 1926 dann im östlichen Turmgewölbe. Die 1926 eingemeißelte Inschrift dort an der Mauer lautet: “Die Trümmer des Kutters droben im Torbogen mahnen an den ruhmvollen Untergang von seiner M.S. Schiff CÖLN im Seegefecht bei Helgoland am 28. August 1914. Der heldenhaften Besatzung, die ihr Grab im Meere fand, bewahrt die Patenstadt Cöln ein dankerfülltes dauerndes Gedenken.“
Organisator der Gedenkveranstaltung Peter Hemmersbach sagte in seiner Rede zur Einweihung des damals restaurieren Kutterwracks am 30. August 2008: „Es soll durch seine öffentliche Präsenz beim Betrachter Engagement und Bereitschaft zur aktiven Friedensförderung erzeugen und auch gleichzeitig anregen, Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft zu übernehmen. Nur gegenseitiges Verstehen und Toleranz zwischen den Völkern kann Kriege vermeiden. Das ist unser aller inniger Wunsch über Generationen hinweg.“
100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, kurz vor der 75. Jährung des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges, sind die Nachkommen ehemaliger Kriegsgegner in Köln vereint im Gedenken und mahnenden Erinnern.

Text: Jenny May