170 Jahre Deutsche Marinen – 2. Parlamentarischer Abend der Marine unterstreicht: „Es geht um mehr als Deutsche Marine. Es geht um eine erfolgreiche Zukunft des maritimen Deutschlands.“

Willkommen an Bord bei der Marine hieß es für die 250 geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Medien sowie Vertretern der anderen Teilstreitkräfte der Bundeswehr auf dem 2. Parlamentarischen Abend der Marine in Berlin. Er war – den historischen Augenblick betreffend – ein besonderer. Denn am Donnerstag, den 14. Juni 2018, feierte die Deutsche Marine ihren, genauer, den 170. Geburtstag der Deutschen Marinen, in der Landesvertretung Baden-Württemberg. Eingeladen hatte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, gemeinsam mit dem Deutschen Marinebund und dem Deutschen Maritimen Institut.

Unter den Gästen waren u.a. der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Hans-Peter Bartels, und der neue Maritime Koordinator der Bundesregierung, der Abgeordnete Norbert Brackmann, sowie der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Vizeadmiral Joachim Rühle. Ebenso die Präsidenten des DMI, Vizeadmiral a.D. Hans-Joachim Stricker, sowie des DMB, Heinz Maurus, und Vertreter der REUNION Marine, darunter auch Mitglieder des Freundeskreises der Fregatte BADEN-WÜRTTEMBERG sowie der 2. Vorsitzende der REUNION Marine, Dr. Hans-Dieter Ehrenberg, waren in das Berliner Tiergartenviertel gekommen.

Begrüßt und willkommen geheißen wurden die Gäste im Großen Saal durch den Bevollmächtigten des Landes Baden-Württemberg beim Bund, Herrn Staatssekretär Volker Ratzmann. Er sagte: „Wir Bürgerinnen und Bürger schauen mit großem Respekt auf die Soldatinnen und Soldaten unserer Parlamentsarmee, die im Auftrag des Deutschen Bundestages, also in unser aller Auftrag, ihren Dienst versehen. Und auch heute hat der Bundestag wieder drei Mandate auf der Tagesordnung gehabt.“

Der Grund, dass dieser Parlamentarische Abend der Deutschen Marine in der Landesvertretung Baden-Württemberg stattfinde, gehe auf das Jahr 2013 zurück, als das Land Baden-Württemberg die Patenschaft für die Fregatte BADEN-WÜRTTEMBERG übernommen hatte. Mit der Patenschaft und der Taufpatin Gerlinde Kretschmann habe man in Baden Württemberg ein ganz besonders enges Band mit der Marine geknüpft. Man freue sich auch darüber, dass es enge Kontakte zu den Crews und auch, dass es einen eigenen Freundeskreis der Fregatte gebe, über den die persönlichen Kontakte vertieft werden können.
Wie wichtig die Marine gerade heute in der internationalen Gemeinschaft sei, dürfte „uns allen bewusst sein“, sagte Staatssekretär Ratzmannn. Auch in der öffentlichen Diskussion sei die Marine auf europäischer, wie internationaler Ebene in den Medien präsent. Ratzmann zitierte aus einem Gastkommentar von Garima Mohan aus der Neuen Zürcher Zeitung vom 26. Mai 2018 dessen zentrale Aussage: „Für Europas Wohlstand und Sicherheit ist Seeblindheit keine Option“.

2. Parlamentarischen Abend der Marine: Grußwort des Staatssekretärs Julian Würtenberger, Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration des Landes Baden-Württemberg. Foto: May-Barg.

Es folgte das Grußwort des Staatssekretärs Julian Würtenberger aus dem Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration des Landes Baden-Württemberg. Er gratulierte den Vertretern der Deutschen Marine zu ihrem 170. Jubiläum Deutscher Marinen und verwies auf den 14. Juni 1848.

An jenem Tag bewilligte die Nationalversammlung der Frankfurter Paulskirche mit überwältigender Mehrheit sechs Millionen Taler für den Bau einer deutschen Flotte – die Geburt der ersten gesamtdeutschen Bundesflotte (namentlich Reichsflotte). So erkannten jene Parlamentarier die maritime Dimension der Sicherheit für das bis dato kontinental geprägte Deutschland. Als Bündnismarine konzipiert, unterlag sie der parlamentarischen Kontrolle. Sie führte mit der schwarzrot-goldenen Flagge die Farben der bürgerlichen Revolution, wenngleich der Habsburger Doppeladler im Gösch der Flagge durchaus noch auf das alte Habsburger Reich Bezug nahm. Ihr Auftrag: Offensive Verteidigung und der Schutz des Seehandels.

Staatssekretär Würtenberger lege Wert darauf, so sagte er, symbolisch durch seine Anwesenheit zu zeigen, wie wichtig es sei, mit der Marine gemeinsam an einem Strang zu ziehen, im Land Baden-Württemberg, das den anwesenden Soldatinnen und Soldaten eine Heimat geben möge, von dem sie in Deutschland und auch in der Welt ihren Auftrag wahrnehmen können. „Wir sind nicht nur stolz darauf, dass wir mit der Fregatte BADEN-WÜRTTEMBERG eine Verkörperung unseres Landes haben, sondern wollen sie auch unterstützen, dass die Fregatte nun auch bald auf große Fahrt gehen kann.“ Der Abend sollte ein Auftakt der „Hinwendung Baden-Württembergs zum Maritimen“ werden, so Würtenberger.

Als dritter Redner begrüßte der Inspekteurs der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause (Foto oben), zunächst auf fast poetische Art die Gäste: „Zum zweiten Mal hüllen wir für einen Abend das Herz unserer Hauptstadt in’s Blaue Tuch. Bereits zum zweiten Mal bringen wir Seemannsgarn und Politikersprech zusammen, hören wir Schiffsglocken (…).“

Frankfurt am Main – Geburtsstunde Deutscher Marinen – Sitzung der Nationalversammlung in der Paulskirche im Juni 1848: Zeichnung von Ludwig von Elliot. Quelle: wiki.

Admiral Krause ging sodann auf die Geburtsstunde der Deutschen Marinen ein. Sie sei das Ergebnis intensiver Verhandlungen im Parlamentarischen Raum, damals in der Frankfurter Paulskirche, gewesen. „Gewählte Volksvertreter gründeten die erste gesamtdeutsche Marine zum Zwecke der Verteidigung und als Symbol nationaler Einheit. (…) Gaben die Parlamentarier vor 170 Jahren das nötige Geld für den Aufbau der ersten gesamtdeutschen Flotte, so geht es heute um die Finanzierung der umfassendsten Modernisierung der Marine seit Gründung der Bundesmarine vor 60 Jahren. Ging es vor 170 Jahren darum Schiffe zu bauen und zu kaufen (…), geht es heute darum die Deutsche Marine für mehr Aufgaben fit zu machen.“

Deutschland verfüge heute über die zahlenmäßig kleinste Marine seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Dagegen hätten sich die internationalen Einsatzverpflichtungen, die sicherheits-politischen Herausforderungen im gleichen Zeitraum deutlich erhöht.

Die Auftragslast der Marine sei in den vergangenen 25 Jahren signifikant angestiegen. Der Verteidigungshaushalt habe sich im gleichen Zeitraum allerdings nahezu halbiert, von 2,4 Prozent auf 1,24 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. „Die Bundeswehr und die Marine leisten also deutlich mehr mit weniger Geld. In der Folge haben wir viel zu lange von der Substanz leben müssen“, so Admiral Krause. Dies habe sich nachteilig auch auf den materiellen Zustand der Einheiten ausgewirkt.

„Deshalb sind die eingeleiteten Trendwenden Material, Personal und Finanzen richtig und wichtig (…). Um diesen Weg erfolgreich fortzusetzen ist eines jedoch unabdingbar: die Verstetigung der Trendwende Finanzen.“ Die aufgabengerechte Ausstattung mit Finanzen sei die wesentliche Voraussetzung. Er bat insbesondere die im Saal anwesenden Damen und Herren Abgeordneten die eingeleiteten Trendwenden auch künftig mit der Bereitstellung der dafür erforderlichen Haushaltsmittel sicherzustellen.

Vor der Marine liege die umfassendste Erneuerung der Flotte seit Jahrzehnten. Investitionen seien dringend von Nöten, nur dann könne man die Deutsche Marine aufgabengerecht ausstatten und langfristig modern erhalten.
Die Marine brauche dringend neue Schiffe und Boote – von Minenabwehreinheiten über die Fregatten der BADEN-WÜRTTEMBERG-Klasse, Flottendienstboote, Tanker bis zu den geplanten Mehrzweckkampfschiffen 180. Gerade das MKS 180 diene unmittelbar der im Weißbuch geforderten Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung. Wir benötigen die erste Einheit 2025, um nicht in eine Fähigkeitslücke Ende der 2020er Jahre hinein zu laufen. „Den Prozess des Wachsens und Modernisierens gilt es zu verstetigen über eine lange Zukunft – nur dann wird das gelingen. (…) Es geht um mehr als Deutsche Marine. Es geht um eine erfolgreiche Zukunft des maritimen Deutschlands.“ Nur gemeinsam, so der Inspekteur der Marine, – Politik, Wirtschaft und Marine – könne man erfolgreich sein.

Operation ENDURING FREEDOM: Überprüfung einer Dhau durch ein Boardingteam der Deutschen Marine. Foto: PIZ Marine.

Es folgte ein Impulsvortrag von Herrn Martin Blose, Leiter Einkauf weltweites See- und Luftfrachtnetzwerk der Daimler AG, über die „Bedeutung der Seeschifffahrt für die Automobilindustrie – Maritime Impressionen aus Sicht der Daimler AG“. Blose unterstrich aus seiner Sicht die große Bedeutung der freien Seewege für Handel und Industrie in Deutschland.

Die gemeinsamen Gespräche der Gäste auf dem sich anschließenden Empfang des zweiten Parlamentarischen Abends der Marine in Berlin unterstrichen, wie wichtig es ist, zu erklären, warum es eine moderne Marine für Deutschland heute braucht.

„Lassen Sie uns zusammen mit den Soldatinnen und Soldaten der Deutschen Marine all unsere Kraft geben, damit wir auch weiterhin gut und sicher in einem Land leben können, das wir unsere Heimat nennen dürfen“, so Vizeadmiral Krause in seiner Ansprache zum 170. Jubiläum der Deutschen Marinen.

 

Text: May-Barg