Marine auf Landgang im Ländle

 

Kurs Südwest hieß es für die Crew ALPHA der Besatzung der Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG vom 15. bis 20. Mai 2017.

20 Soldaten und Soldatinnen, darunter der Kommandant, Fregattenkapitän Markus Venker, waren auf Besuch in ihrem Patenland. Das fünftägige Besichtigungs- und Ausflugsprogramm (in der Region Nordbaden) organisierten die Mitglieder des Freundeskreises der Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG. Bei Patenschaftsbesuchen, wie diesem, lernen die Besatzungsmitglieder etwas über das Patenland und die Baden-Württemberger etwas über die Marine.

Vom Standort Kirchfeld Kaserne in Karlsruhe wurden Ziele in Rastatt, Bruchsal, Karlsruhe, Wörth (Rhein) und Bad Herrenalb angefahren. Am letzten Tag verlegte die Crew für Besuche bei der Landesregierung in die Landeshauptstadt Stuttgart.

Besuch der Crew ALPHA der Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG im Schloss Rastatt. Foto: Prof. D. Albert Ruff.

Am frühen Abend des 15. Mai erreichte der Bus mit den Marinesoldaten der BADEN WÜRTTEMBERG die Kirchfeld Kaserne. Dort wurden diese vom Standortältesten Oberstabsfeldwebel Thomas Hempfler und Mitgliedern des Freundeskreises der Fregatte mit einem Einlaufbier herzlich begrüßt. Am ersten Tag im Ländle stand für die Marinesoldaten ein Besuch im ehemaligen Residenzschloss in Rastatt an. Dort schaute sich die Besuchergruppe zunächst die repräsentativen Prunkräume sowie im Südflügel das Wehrgeschichtliche Museum an. Sein Direktor, Dr. Alexander Jordan, führte den Rundgang, an dessen Ende es auch maritim wurde. Denn dort waren Modelle von Vorgängerschiffen der F 222 zu sehen- Letztlich vereinbarte man mit Dr. Jordan eine Sonderausstellung mit Themenschwerpunkt Marine anzugehen.

Am Nachmittag waren die Marinesoldaten – organisiert auf Einladung des Baden Württembergischen Innenministeriums – die ersten offiziellen Gäste im neuen Gebäudekomplex der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg in Bruchsal. Der Leiter der Schule – leitender Branddirektor Thomas Egelhaff – führte die Crew, zusammen mit den Freundeskreismitgliedern über das weitläufige Gelände, auf dem mit großem Interesse verschiedene Schadenszenarien und Gefahrenspektren für die Ausbildung der Feuerwehren live trainiert und somit verfolgt werden konnten. Darüber hinaus waren 42 Feuerwehreinsatzfahrzeuge für die Gäste begehbar. Den Abend verbrachte man gemeinsam mit den Kameraden der Feuerwehrschule beim Barbecue.

Erster Programmpunkt am 17. Mai war ein Besuch mit Werksbesichtigung bei SEW-Eurodrive in Bruchsal, einem traditionsreichen, weltweit tätigen Familienunternehmen, das sich auf die Produktion von Antriebslösungen (Motoren) spezialisiert hat. Am Nachmittag stand dann der Besuch beim Bundesverfassungsgericht an. Rede und Antwort stand dort die Richterin des 2. Senats, Frau Prof. Dr. König. Als Expertin im Seerecht beantwortete sie die konkreten Fragen der Soldatinnen und Soldaten, die sich aus deren Einsatzrealität im Mittelmeer und vor Somalia ergaben. Für Frau Prof. Dr. König hatte der Freundeskreis ein besonderes Gastgeschenk – der Nachdruck einer Dissertation von 1905 zum Thema „Piraterie auf den Weltmeeren“.

Am dritten Tag des Besucherprogramms wechselte man die Rheinseite und verließ für kurze Zeit Baden- Württemberg. Mercedes Benz in Wörth / Rhein, genauer das Werk für die LKW-Produktion stand auf dem Programm und das liegt wiederum auf der pfälzischen Seite. Dort rollen pro Tag 400 LKW aller Ausstattungsvarianten und Lackierungen vom Band, darunter auch die Military Special Trucks. Sie jedoch werden in einer separaten Werkshalle, nahezu in Handarbeit von Produktionsteams zusammengebaut.

Übergabemoment des Gastgeschenkes „Straßenschild“ für die Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG. Foto: Gartenschau Bad Herrenalb 2017.

Darauf ging es für die Marinesoldatinnen und -Soldaten durch das Albtal in den Nordschwarzwald zur Landesgartenschau 2017 nach Bad Herrenalb. Dort wurden die Marineuniformträger zunächst von den Mitarbeiterinnen der Gartenschau als Shanty Chor identifiziert und gefragt, wo sie denn auf dem Gelände singen würden. Im Pavillon des Landkreises Calw warteten zur gleichen Zeit bereits der Bürgermeister der Stadt Bad Herrenalb, Norbert Mai, und Reinhold Rau, Dezernent im Landratsamt des Landkreises Calw. Die Mitarbeiterinnen des Bürgermeisters hatten die Bistrotische vor dem Pavillon mit historischen Segelschiffmodellen geschmückt. Bürgermeister Mai und der Vertreter des Landrats, Herr Rau, brachten in ihren Begrüßungsansprachen erfreut zum Ausdruck, dass sie den Besuch der gerade eröffneten Landesgartenschau mit einem Marine-Highlight für gelungen halten. Darauf wurde den Crew-Kameraden der Crew ALPHA ein Straßenschild „Bad Herrenalber Straße“ als Gastgeschenke übergeben. Es wird seinen Platz in einem der langen Schiffsflure der Fregatte finden und die bisherige Durchnummerierung an Bord deutlich verbessern. Die Besatzung übergab im Gegenzug je ein Bild der F 222. Der Landkreis Calw avisierte, dass er gerne eine Schwarzwaldtanne zum Einpflanzen im Marinestützpunkt Wilhelmshaven stiften würde. Herr Reinhold Rau führte dann fachkundig persönlich die Gäste über das Gartenschaugelände. Am Ende gab es ein schönes Gruppenfoto und man fragte sich: Wo bekommt eine Schiffsbesatzung die Gelegenheit auf einer echten Holländertanne, die früher für den Schiffsbau verwendet wurde, Platz zu nehmen? Eben dort auf der Landesgartenschau Bad Herrenalb. Danach ging die Fahrt mit dem Bus weiter durch die schöne Landschaft der Höhenzüge des Nordschwarzwaldes mit Blick auf die Vogesen im Elsaß hinunter in die Rheinebene nach Durmersheim zum Abendessen in einen Spargelhof.

Am Freitag, den 19.05., wurde es dann offiziell. Es ging zum Empfang in die Villa Reitzenstein – dem Sitz der Landesregierung von Baden-Württemberg. Dazu verlegte man zunächst in die Landeshauptstadt nach Stuttgart und bezog in der Theodor-Heuss-Kaserne Quartier.

Ministerpräsidentengattin Gerlinde Kretschmann überreicht als Taufpatin eine von drei Glocken für die Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG an den Kommandanten, FKpt. Markus Venker. Foto: Landesregierung Baden-Württemberg.

Beim Empfang in der Villa Reitzenstein gab es ein Wiedersehen mit der Taufpatin der F 222, Frau Gerlinde Kretschmann, Ehefrau von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Sie ist Ehrenmitglied des Freundeskreises der Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG. Die Ministerpräsidentengattin als auch die Soldaten nutzten die Gelegenheit der gemeinsamen Unterhaltung. Insbesondere Freude kam bei allen auf, als Frau Kretschmann der Besatzung für „ihr“ Schiff drei Schiffsglocken für die drei Messen auf der F 222 überreichte. Je eine dieser Schiffsglocken wurden von Staatsministerium, vom Landtag und vom Freundeskreis für die Messen auf der F 222 gestiftet. Kommandant Venker achtete bei der herzlichen Übergabe darauf, dass er die Glocken nicht versehentlich anschlagen würde, denn das ungeschriebene Bordgesetz will es, dass jeder Glockenschlag eine Getränkefreirunde einläutet.

Gruppenfoto auf Außentreppe der Villa Reitzenstein: Marinesoldaten der Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG, Mitglieder des Freundeskreises der Fregatte sowie die Taufpatin, Gerlinde Kretschmann. Foto: Landesregierung Baden-Württemberg.

Nach einem Gruppenfoto auf der Außentreppe der Villa Reitzenstein und einem kurzen Besuch des Webmasters des Freundeskreises, Karl Reichart, bei den Bienenstöcken im Park der Villa – er ist selbst Imker und wollte auf jeden Fall einmal die Bienenstöcke der „Landesbienen“ sehen – ging es erneut hinunter in die Stadt zum Innenministerium. Empfangen wurde die Crew dort vom Amtschef des Innenministeriums, Ministerialdirektor Julian Würtemberger, dem Abteilungsleiter der Abteilung Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement Schröder und Ministerialrat Gläser – Ansprechpartner beim IM für die Patenschaft der Fregatte.

Im Anschluss wurden die Gäste durch das neue Lagezentrum des Landes Baden-Württemberg geführt, das seine erste Feuertaufe mit der wenige Wochen zuvor durchgeführten gemeinsamen Anti-Terror-Übung von Polizei und Bundeswehr „Getex“ hinter sich hatte.

Den Abschlussabend verbrachten die Marinesoldaten und die Mitglieder des Freundeskreises der Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG gemeinsam in der Remstalkellerei. Am Ende des Abends fiel der Abschied schwer. Diese Woche im Ländle war für die Besatzung ALPHA wie im Flug vergangen. Kapitän Venker betonte, dass der Freundeskreis wieder ein außergewöhnliches Programm auf die Beine gestellt habe, wofür er sich herzlich im Namen aller Besatzungsmitglieder bedankte. Nach Rückkehr mit dem Bus in die Theodor-Heuss-Kaserne machte sich die Crew am Samstagmorgen wieder auf gen Norden an die Küste nach Wilhelmshaven. Fünf Tage weilten 20 Mitglieder der Crew Alpha der Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG im namensgebenden Bundesland ihrer Fregatte. Fünf Tage voller Eindrücke und bleibenden Erinnerungen.

Text: Dirk Bolte, Wolfgang Merkle und JM-B