REUNION Marine auf den Spuren der 12-Meter-Rennyacht OSTWIND

Die Ausstellungshalle mit Siegertafeln, der Konstruktionsformel für 12er (o.r.) und der Büchersammlung auf der Galerie. Foto: G. Olomski.

Der 3. Dienstag eines jeden Monats ist für Mitglieder der REUNION Marine aus der Umgebung von Hamburg ein besonderer Tag – Stammtisch um 18 Uhr im Franziskaner in den berühmten Collonaden der Hansestadt. Es wird geplauscht, diskutiert, berichtet und auch geplant. Im Frühjahr kam das Thema Segeln und Yachten und damit auch die OSTWIND, die einst zur Marineschule Mürwik gehörte, auf den „Hamburger Tisch“.

Die OSTWIND ist den älteren Mitgliedern der REUNION Marine aus der Zeit ihrer Teilnahme an einer Informationswehrübung bei der Marine nicht nur ein Begriff, sondern oft auch eine Erinnerung an eigene Segeltörnerlebnisse auf ihr, oder auf der Yacht derselben Meterklasse, der WESTWIND. Ganz zu schweigen von den vielen Marinesoldaten und ihren „Segelerinnerungen“, denn beide Rennyachten gehörten lange Zeit zur Marineschule Mürwik, der Offizierausbildungsstätte der Marine.

Die Frage, was aus den beiden 12ern (Konstruktionsformel für besondere Rennyachten), geworden ist, auf denen viele Marineangehörige, u.a. auch ihre Segelausbildung gemacht haben, beantwortete Herr Nils Clasen, Tischvorsitzender der REUNION Marine Hamburg Regional, in Kurzform – sie liegt bei Robbe & Berking in Flensburg, vielleicht kann man dort eine Besichtigung vereinbaren. Die kurze Antwort aus der Runde – sehr gern!

Mitglieder der REUNION Marine schauen sich die Anfertigung eines Einzelteils aus geleimten Holzschichten an.

Am 12. Oktober 2017 trafen sich dann 14 Mitglieder und Freunde der REUNION Marine um 11 Uhr in der Yachtmanufaktur R&B, am Industriehafen 5 in Flensburg. Herr Oliver Berking, Gastgeber und Geschäftsführer dieser Werft, führte uns kompetent, temperamentvoll und unterhaltsam in die Geschichte der 12er-Rennsegelei, am Beispiel der SPHINX = LOBITO = OSTWIND = SPHINX, ein. Das Boot lief als SPHINX am 28.04.1939 als Clubschiff des NRV Hamburg vom Stapel, überdauerte den Zweiten Weltkrieg, segelte ab 1948 wieder als LOBITO, wurde 1958 zur Segelausbildung an die Marineschule Mürwik verkauft und lief dort, bis zur Versteigerung am 30.09.2005, als OSTWIND. Von der WESTWIND ist bei R&B nur bekannt, dass sie in den USA auf eine Restauration wartet.

Die Werkhalle. Das obere Boot ist nicht mehr zu retten, das linke Boot wird restauriert und das rechte scheint (wie) neu.

Der Erwerb der OSTWIND durch drei Freunde des Yachtsegelns ermöglichte den Verbleib des Bootes in Flensburg. Verbunden damit war vor Fahrtaufnahme eine unaufschiebbare Restaurierung, für die sich kein geeigneter und bezahlbarer Anbieter fand. Nach dem Prinzip „mach mal“ begann 2008 für Oliver Berking mit der Werftgründung ein organisatorisches, technisches und finanzielles Abenteuer. Die erfolgreich durchgeführte Grundüberholung der OSTWIND ist ein bewundernswertes Ergebnis einer Wagnisgründung. Die Yacht erhielt, nach erfolgten Abschlussarbeiten, wieder ihren ursprünglichen Namen, SPHINX.

Die Werft ist eine helle Halle, maschinell gut ausgerüstet. Die Boote beschrieben den Weg vom Wrack zum „Edelstein“, die Rumpfoberflächen glänzten, wie ein polierter Spiegel.

Nils Clasen (2.v.l.) nach der Wappenübergabe der REUNION Marine an Oliver Berking (l). Foto: G. Olomski.

Die Werft ist der wesentliche Baustein des Wirkens von Oliver Berking. Der Bau des kleinen Museums, die Unterbringung der weltweit größten Sammlung antiquarischer Bücher und Magazine über Yachtsport, die in der 1. Etage des Gebäudes – auch auf Anfrage – für die Öffentlichkeit zugänglich ist, sowie die Ausstellungshalle gehören dazu. Bis Anfang November fand dort eine Ausstellung der Norddeutschen Realisten statt, die ihre Impressionen vom Sterling-Cup zeigten, bei dem  die Teams der 12mR-Yachten ihre  Welt-, Europa- und die Deutschen Meisterschaften austrugen.  Der Sterling Cup ist eine Regattaserie für klassische Yachten, die jährlich im Spätsommer von Robbe & Berking gemeinsam mit dem Flensburger Segel-Club ausgerichtet wird. Neben den Meter-Klassen 12 mR segeln dort auch die Teams von 8mR, 6mR und 5,5mR-Yachten sowie von Schärenkreuzern und der Drachen-Klasse auf der Flensburger Förde gegeneinander.  Zum Abschluss der Führung bedankte sich Herr Nils Clasen im Namen der REUNION Marine bei Herrn Oliver Berking für die Gastfreundschaft und Führung. Dabei wurde das Wappen unserer REUNION Marine übergeben. Wir, die Teilnehmer an dieser Führung, hatten noch lange den Geruch edler Hölzer in der Nase.

Text/Fotos: Günter Olomski

Fotos 12mR: May-Barg

Jeder, der segelt, würde zu gern an Deck einer 12mRennyacht durch die See gleiten; der elegante Rumpf der TRIVIA, Kieler Woche 2009. Foto: May-Barg.