175 Jahre parlamentarisch legitimierte Kiellegung deutscher Marinen

Wir, die Mitglieder der REUNION Marine, gratulieren der Deutschen Marine und ihren Angehörigen und Zivilangestellten recht herzlich zum 175. Jubiläum der parlamentarisch legitimierten Kiellegung der ersten gesamtdeutschen Marine. Eingeläutet wurde die Geburtsstunde der Marinen am 14. Juni im Jahr 1848. Sie bildet den Kontinuitätsbogen, der den ersten deutschen Flottengründungsakt mit der heutigen Deutschen Marine als älteste Teilstreitkraft der Parlamentsarmee der Bundesrepublik Deutschland verbindet. 

Die Gründung der ersten gesamtdeutschen Marine war das Ergebnis intensiver Verhandlungen im Parlamentarischen Raum. Gewählte Volksvertreter, die Delegierten der Frankfurter Nationalversammlung, der ersten Volksvertretung für ganz Deutschland, gründeten in Frankfurt am Main die erste gesamtdeutsche Marine, die Reichsflotte (1848 – 1852), zum Zwecke der Verteidigung und als Symbol nationaler Einheit. (Die offizielle Bezeichnung im Gesetzentwurf hieß damals Aufstellung einer „deutschen Flotte“.)

Die Schiffe der Reichsflotte fuhren unter den Farben der neuen Nationalflagge Schwarz-Rot-Gold des Deutschen Reiches von 1848/49. Die Flagge der neuen Seestreitkräfte trägt im linken Obereck den doppelköpfigen Adler des deutschen Kaisertums: Zeitgenössisches Aquarell, Künstler unbekannt.

Dies geschah zum ersten Mal unter der Flagge Schwarz-Rot-Gold, damals im Obereck mit doppelköpfigem Adler auf goldenem Grundfeld. Die Flagge in den Farben Schwarz-Rot-Gold wurde 1848 von der Nationalversammlung offiziell zur deutschen Nationalflagge erklärt. Die Gründung der Reichsflotte geschah zum Schutz der deutschen Handelsflotte und war wohlbegründet, da im Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg dänische Kriegsschiffe durch eine Seeblockade seit dem 14. April 1848 den deutschen Seehandel in Nord- und Ostsee zum Erliegen brachten. Admiral Prinz Adalbert von Preußen wurde die Leitung der „Technischen Marinekommission“ übertragen. Oberbefehlshaber der ersten gesamtdeutschen Marine war Admiral Carl Rudolph Bromme, genannt Brommy. Der damals im Mittelpunkt stehende Schutz der Seewege und die damit verbundene Landesverteidigung „stehen heute wieder hoch im Kurs“.

Erstmals trat die Deutsche Nationalversammlung am 18. Mai 1848 in der Paulskirche zusammen – das erste gesamtdeutsche Parlament mit gut 600 gewählten Abgeordneten. Die Bedeutung der Paulskirche als Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung erinnert insofern auch an die Wiege der deutschen Demokratie. Dort wurde ebenso von der ersten Deutschen Nationalversammlung am 28. März 1849 die Reichsverfassung mit ihren Grundrechten des Deutschen Volkes verabschiedet. Diese hatte wiederum die Grundlagen der Verfassung der Weimarer Republik von 1919 als auch das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland von 1949 geprägt.

Cover/ Broschüre/ Rechte: PIZ Marine, Digitalisat: May-Barg.

Die damalige neue Flotte, die im Gegensatz zu den Armeen der einstigen Fürsten, die für Kleinstaatlichkeit standen und eher als ein Instrument der Unterdrückung beim Volk galten, symbolisierte für die Bevölkerung eine neue Form von Einheit, Freiheit – als auch in diesem neuen bürgerlichen Zeitalter – Weltoffenheit und Zukunft.

Wir sollten den Volksvertretern des Parlamentes der Frankfurter Paulskirche und denen, die den ersten deutschen Flottengründungsakt ermöglicht haben, noch heute dankbar sein, darunter auch einigen Frauen (damals noch nicht im Parlament vertreten), die teils für die Finanzierung dieser ersten gesamtdeutschen Flotte u.a. Handarbeiten fertigten, die verlost wurden. Insbesondere sollten wir jedoch jenen Männern dankbar sein, die sich für die praktische Umsetzung mit ihrem Willen und ihrer Tatkraft verantwortlich zeigten und an sie und die 16. Sitzung in der Frankfurter Paulskirche, heute nationales Denkmal, erinnern und damit die Bedeutung der Wehrhaftigkeit unserer Demokratie unterstreichen als auch an die demokratischen Ursprünge unserer Marine aus gutem Grund erinnern.

Text: J. May-Barg

 

Mehr Informationen finden Sie u.a. in der 68 Seiten umfassenden Broschüre des Marinekommandos zum Herunterladen: Link zur Broschüre: 175. Jahre deutsche Marinen

Das Internationale Maritime Museum Hamburg zeigt vom 16. Juni 2023 bis zum 5. November 2023 die Sonderausstellung „Deutschland zur See“. Dort wird auf Deck 1 des Museums anhand ausgewählter Exponate die Geschichte der deutschen Marinen der letzten 175 Jahre gezeigt.

PS: Als Reaktion auf obigen Artikel sei an dieser Stelle gern erwähnt, dass einer der Vorfahren unseres Mitgliedes, FKpt. a.D. Thilo Rüder, Crew IV/59, im Jahr 1848 als Gesandter des Großherzogs von Oldenburg in der Frankfurter Paulkirche saß. Dr. Maximilian Heinrich Rüder (geb. am 01. Oktober 1808 in Eutin, gest. am 9. Dezember 1880 in Oldenburg) war ein engagierter Unterstützer des Antrages für eine deutsche Marine/ Flotte. Somit darf sich die REUNION Marine glücklich schätzen, dass sich auch aus ihren Reihen ein weiter Bogen zum ersten deutschen parlamentarisch legitimierten Flottengründungsakt spannen lässt.