37. Deutscher Schifffahrtstag mit Fachkonferenz zu „Maritimer Sicherheit“ in Hamburg

Hamburg. Der 37. Deutsche Schifffahrtstag fand vom 6. bis zum 8. Mai 2025, nach 57 Jahren zum dritten Mal in Hamburg, statt. Am 6. Mai wurde im Rahmen des Schifffahrtstages eine Fachkonferenz zum Thema „Maritime Sicherheit” im Internationalen Maritimen Museum abgehalten. Veranstalter dieses wichtigen Teils waren der Deutsche Marinebund (DMB), der Verband Deutscher Reeder (VDR), der Deutsche Nautische Verein von 1868 (DNV) und die Deutsche Maritime Akademie (DMA).

Der Präsident des Deutschen Marinebundes, Heinz Maurus, bei seiner Ansprache. Foto: Bernd Koller.

Im vollbesetzten Saal im Dachgeschoss des Internationalen Maritimen Museums Hamburg, es fehlten nur die angemeldeten Bundestagsabgeordneten wegen der Wahl des neuen Bundeskanzlers im Reichstag zu Berlin, befassten sich die Referierenden mit zwei äußert wichtigen Panels, die „Maritime Zeitenwende/Kurs Kriegstüchtigkeit und Schutz der Seewege“ sowie „Sicherheit in Nord- und Ostsee und der Schutz maritimer kritischer Infrastruktur“.

Nach Eröffnung und Einführung durch den Präsidenten des Deutschen Marinebundes, Heinz Maurus, konfrontierte Dr. Christoph von Marschall, derzeit Global Europe Fellow am Wilson Center in Washington DC, das Plenum mit dem für die Bundesrepublik Deutschland, insbesondere seinen entscheidenden Politikern und den Vertretern der Wirtschaft wichtigen Leitsatz: „Wir sollten die Welt sehen wie sie ist und nicht wie wir sie uns wünschen“.

Dr. Christoph von Marschall sprach über „Globale geostrategische Herausforderungen und ihre Auswirkungen auf die (maritime) Sicherheit Europas“. Foto: Bernd Koller.

Das gelte insbesondere für die derzeitigen geostrategischen Herausforderungen und deren Auswirkungen auf die maritime Sicherheit Deutschlands. Dazu sagte Irina Haesler vom VDR, dass die Bundesrepublik endlich eine maritime Sicherheitsstrategie entwickeln müsse und nicht wie seit Jahren das Thema ausblenden sollte. Feststellbar laut von Marschall sei stattdessen allenthalben eine strategische „Blindheit“. Diese würde auch das Europa der Willigen gegenüber Russland schwächen. Die Sicherheitsgarantie der USA  gäbe es nicht mehr, insbesondere auch nicht gegenüber der gesamten Nato. Auf eine „regelbasierte Ordnung“ könne man sich immer weniger verlassen. Geschlossene Verträge seien von heute auf morgen des Öfteren nur noch Makulatur. So ist die Ostflanke der Nato aufgrund der stetigen hybriden Aktionen, nachweißlich seit Jahren überwiegend durch Russland ausgeführt, praktisch schon eine Ostfront der Nato geworden. Wir sind nicht im Krieg aber auch nicht im Frieden, so die unmissverständliche Feststellung von von Marschall.

Kapitän zur See Sven Beck, Kommandeur der Einsatzflottille 2, betonte, dass Deutschland sich dem Thema „zu wenig Soldaten“ und der schnellen Beschaffung von militärischem Gerät und auch von Munitionsvorräten entscheiden muss. „Goldrandlösungen“ würden somit nicht mehr in die Zeit passen. Auch stetige Diskussionen über die Wiedereinsetzung der Wehrplicht seien kurzfristig nicht sinnvoll. Wichtiger sei die sehr gute Ausstattung der vorhandenen Bundeswehr, so auch der Marine. Immerhin möchte Russland mit 1 Millionen unter Waffen Stehenden diese Zahl im Jahr 2026 auf 1,5 Millionen Mann erhöhen. Dies heißt, man habe in Europa nur noch eine kurze Zeit um sich entsprechend wappnen zu können. Nur eine tatsächliche Abschreckung sei für uns ein Garant des Friedens und des Fortbestehens unserer Werteordnung, so die überwiegende Ansicht der Anwesenden.

Präsident des Deutschen Marinebundes, Heinz Maurus, rechts, und FKpt. d.R. Bernd Koller. Foto: Werner Schiebert.

Die Diskussion um die Höhe der Rüstungsausgaben von 2 bzw. 2,5 % des BIP, die nur durch Wegfall der Schuldenbremse für den Wehretat möglich war, ist eher eine Scheindebatte. Noch vor 35 Jahren lag dieser Anteil zwischen 3,5 und 4%, und zwar ohne, dass es irgendein Sondervermögen gegeben habe. Einzig die Frage was uns unsere Sicherheit wert ist, ist bzw. sollte entscheidend sein. Nur dann werden wir im erweiternden Sinne „kriegstüchtig“ sein können. Das ist die tatsächliche Herausforderung vor der Deutschland und mithin Europa derzeit steht. Nicht nur ich als Vertreter der REUNION Marine bin dieser Auffassung.

Auch im zweiten Panel, in dem es um den Schutz der maritimen Infrastruktur in der Nord- und Ostsee ging, wurde deutlich, dass hier schnell gehandelt werden muss. Dieses Fazit wurde praktisch in allen Beiträgen,  von dem des BMDV, Dr. Liane Rossbach, dem des  Instituts für den Schutz maritimer Infrastrukturen bei der DLR, Dr.-Ing habil. Frank Sill Torres, dem der Bundespolizei See, Polizeidirektor Matthias Notbohm, und dem vom Maritime Operations Center der Deutschen Marine in Glücksburg, Kapitän zur See Matthias Seipel, aus der jeweiligen Sicht des Aufgabengebietes deutlich. Die Kompetenzen des Havariekommandos Cuxhaven wurden u.a. am Beispiel des Brandes des Öltankers ANNIKA vor Kühlungsborn am 11. Oktober 2024 dem Plenum erläutert.

Internationales Maritimes Museum Hamburg, hier die Präsidentin des VDR, Dr. Gaby Bornheim, bei ihrem Schlusswort. Foto: Bernd Koller.

Das Schlusswort dieses wichtigen Teils des diesjährigen Schifffahrtstages hielt die Präsidentin des VDR, Dr. Gaby Bornheim. Sie fasste das Ergebnis der Tagung in kurzen und prägnanten Worten zusammen: „Als eine der führenden Exportnationen sind wir vom Seehandel abhängig“ und damit nicht nur auf Nord- und Ostsee. Handeln wir danach, so ihr Appell an die anwesenden Vertreter der Wirtschaft, Forschung,  Verbänden, Behörden und dem Militär.

Text: Bernd Koller, FKpt. d. R.