42. REUNION Marine in Wilhelmshaven – Besuch des Marinemuseums, der Einsatzflottille 2 und Seefahrt

REUNION Marine besucht das Marinemuseum Wilhelmshaven, hier ein Teil des etwa 3.000 m² großen Museumsfreigeländes mit Liegeplätzen für Schiffe und Boote der Marinen, im Vordergrund, das Uboot S189, im Hintergrund der 134 m lange Zerstörer MÖLDERS. Foto: May-Barg.

Die 42. REUNION Marine fand am 8. und 9. September 2019 in Wilhelmshaven statt. Bereits am 7. September trafen sich eine Vielzahl der Teilnehmer in der Offizierheimgesellschaft der Marinestadt. Am Morgen des 8. Septembers stand ein Besuch im Deutschen Marinemuseum bei spätsommerlichem Wetter auf dem Programm. Am Nachmittag verlegten die Mitglieder der REUNON Marine mit der Museumsbarkasse zur Seeschleuse der 4. Einfahrt. Es ging zu Fuß zum Schlepper MWB FÖHR und damit zu einer mehrstündigen Seefahrt. Die Tagung fand am 9. September in der Einsatzflottille 2, im Saal Seestiefel der Unteroffiziergesellschaft, statt. Am Nachmittag hatten die REUNIONsmitglieder die Gelegenheit den Einsatzgruppenversorger FRANKFURT AM MAIN und einen Teil der Besatzung kennenzulernen. 

42. REUNION Marine, hier Vortragssaal Deutsches Marinemuseum Wilhelmshaven: Konteradmiral a.D. Gottfried Hoch, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Deutsches Marinemuseum, während seines Vortrages. Foto: May-Barg.

Erwartet wurden die Teilnehmer der 42. REUNION Marine am ersten Programmtag von Konteradmiral a.D. Gottfried Hoch am Eingang des Deutschen Marinemuseums. Abgesehen von dem zum Museum gehörenden 3.000 m² großen Freigelände ist das Marinemuseum ein unter Denkmalschutz stehender restlicher Teil des um 1888 erbauten Torpedohofes der einstigen Kaiserlichen Werft. Dort, im heutigen Konferenzsaal, begrüßte Admiral Hoch die Teilnehmer, hielt einen interessanten Vortrag über die Geschichte der Marinestadt Wilhelmshaven und er, sowie ein weiterer ehemaliger Marineoffizier, führten die Teilnehmer durch das Museum als auch über das Museumsfreigelände, das demnächst einen zusätzlichen Museumsbau – dann auf dem Wasser stehend – erhalten soll. Wilhelmshaven – mit natürlichem Tiefwasserhafen – ist nicht nur der größte Marinestandort. Die Stadt an der Nordwestküste des Jadebusens ist heute gleichzeitig der größte Standort der Bundeswehr in Deutschland. Preußens Wunsch nach einem Marinehafen an der Nordsee lieferte die Initialzündung für die Gründung der Stadt. Mit dem so genannten „Jade-Vertrag“ vom 20. Juli 1853 kaufte Preußen zur Errichtung eines Stützpunktes für seine Marine vom Großherzogtum Oldenburg ein Gebiet am Jadebusen. Am 23. November 1854 wurde dieses dann unter dem Namen Königliches Preußisches Jadegebiet an Prinz Adalbert von Preußen übergeben. Seitdem prägt das Miteinander von Militär und Stadt die Stadtgeschichte, wie auch die aktuelle Sonder-Ausstellung vor Ort zeigt.

Nicht nur schön anzusehen – eine alte Bekannte, die NORDWIND, fahrend aus der  Seeschleuse in Wilhelmshaven… Foto: May-Barg.
Seefahrt auf dem Jadebusen: Mitglieder der REUNION Marine an Deck des Schleppers MWB FÖHR. Foto: May-Barg.

Nachdem sich alle Teilnehmer der 42. REUNION Marine in der Kantine des Marinemuseums gestärkt hatten, ging es mit einer Museumsbarkasse zur Seeschleuse der 4. Einfahrt, sodann zu Fuß zum Schlepper MBW FÖHR. Die mehrstündige Seefahrt führte die Mitglieder zunächst hinaus auf den Jadebusen dann zurück in den Binnenhafen und den Hafen des Marinearsenals. Beim Schleusen traf man eine alte Bekannte. Die NORDWIND,  von 1958 bis 2006 der Marineschule Mürwik unterstellt, wurde hauptsächlich als Seemannschafts­schulboot für die Ausbildung von Offizieranwärtern und Unteroffizierschülern eingesetzt. Seit 2008 wird die NORDWIND vom Deutschen Marinemuseum als Traditionssegler unterhalten.

Während der Seefahrt auf der MBW FÖHR hatten die Teilnehmer u.a. die Gelegenheit, den 50 Jahr alten Schlepper, Baujahr 1961, so auch seinen Maschinenraum kennenzulernen. Die FÖHR wurde 2012  von der Motorenwerk Wilhelmshaven GmbH & Co. KG erworben, darauf instandgesetzt und wird heute für MWB-Ausbildungszwecke genutzt. An Bord sollen sich die angehenden Industrie- und Konstruktionsmechaniker praxisbezogen mit den Abläufe beim Arbeiten auf Hoher See vertraut machen. An einem 1000-PS-starken Hauptmotor vom Typ MaK 424 AK mit offenen Zylinderköpfen wird beispielsweise das sogenannte Betriebsklar-Machen geübt. Geschäftsführer Hermann Ruff stand während der Seefahrt selbst am Ruder und hörte auf die Anweisung seines Kapitäns. Im Binnenhafen und Arsenalhafen gab es viel zu sehen und das Wetter trug dazu bei, dass die Vorfreude auf das gemeinsame Einlaufbier mit anschließendem Grillbuffett wuchs.

Mitglieder der REUNION Marine an Deck des Schleppers MWB FÖHR bei der Ansteuerung der Kaiser-Wilhelm-Brücke, dem Wahrzeichen der Stadt Wilhelmshaven. Eröffnet 1907, restauriert 2010, ist die zweiflügelige, drehbare Straßenbrücke aus genietetem Stahlfachwerk ein technisches Meisterwerk und in jenem Augenblick für die Durchfahrt von Schiffen gerade geöffnet worden. Foto: May-Barg.
Unter Deck im Maschinenraum des Schleppers MWB FÖHR, Mitglieder der REUNION Marine besichtigen die faszinierende Schiffstechnik, hier der Antriebsmotor Typ: MAK 424 AK, Baujahr 1961, 1000 PS bei 425/min… Foto: May-Barg.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wilhelmshaven, 9. September 2019, Tagung der 42. REUNION Marine im Marinestützpunkt Heppenser Groden

Kommandeur der Einsatzflottille 2, Herr Flottillenadmiral Ralf Kuchler (Mitte) während seines Vortrages an die Mitglieder der REUNION Marine in Wilhelmshaven, am 9. September 2019. Hier auf dem Podium zwischen den beiden Vorsitzenden der REUNION Marine, Dr.-Ing. Hans Dieter Ehrenberg sowie Christian Schmoll, sitzend. Foto: May-Barg.

Tagungsort der 42. REUNION Marine  war der Marinestützpunkt Heppenser Groden. Die Begrüßung im Saal Seestiefel erfolgte durch den Kommandeur der Einsatzflottille 2, Herrn Flottillenadmiral Ralf Kuchler. Dieser ging insbesondere auf die aktuelle Entwicklung am Standort Wilhelmshaven ein. Insgesamt sei bereits mehr als eine Milliarde Euro  für infrastrukturelle Maßnahmen freigegeben worden. Von dieser seien 200 Millionen Euro verbaut worden. Es ist bereits ein moderner Hochwasserschutz in der 4. Einfahrt verwirklicht, Ost- und Westmole werden den modernen Anforderungen angepasst werden. Neue Kasernenbauten für die Besatzung der Schiffe seien aufgrund des Zweibesatzungskonzeptes gefordert. Ebenso würden  neue Ausbildungseinrichtungen entstehen. So wird der Marinestützpunkt zukünftig großflächig nach Nord und West erweitert werden. Admiral Kuchler ging in seinem Vortrag auf die im Aufbau befindliche „eigene Ausbildung“ durch Ausbildungs-Teams auf Schiffen ein. Diese gingen mit an Bord, u.a. im Seegebiet vor Plymouth/UK. Im Anschluss an die Erläuterungen von Admiral Kuchler gab es Gelenheit zur Diskussion und eine Fragerunde.

Sodann begrüßte der 1. Vorsitzenden, Herr Dr.-Ing. Hans Dieter Ehrenberg, die Teilnehmer der 42. REUNION. Insbesondere freute er sich, dass Mitglieder der 76. InfoDVag den Weg nach Wilhelmshaven gefunden hätten. Anschließend wurde der seit April 2019 verstorbenen vier Mitglieder gedacht: Dr. Gerd Schneider Crew 15/87,Friedrich Wilhelm Rennen 22/91, Alfons Schäfer Crew 25/92 und KzS a.D. Wilfried Paul Crew IV/59. Es folgte der Bericht des Vorstandes und der Beiräte, darunter auch der Bericht vom 2. Vorsitzenden, Herrn Christian Schmoll, u.a. vom Tag der Bundeswehr im Standort Stralsund, an dem auch Kanzlerin Dr. Merkel teilnahm. Man sprach ebenso über die Marineoperationsschule Bremerhaven (MOS), den Sachstand zur Neugestaltung der Aula bzw. die Ausgestaltung des Säulenganges an der Marineschule Mürwik. In TOP 5 standen die Stellenwechsel der Flagoffiziere, Kommandeure und Kapitäne zur See auf dem Programm. Es folgte ein Ausblick auf die in 2019 ausstehenden Termine, wie anstehende Parlamentarische Abende. Thema darüber hinaus war die traditionell im November stattfindende Kranzniederlegung am Marineehrenmal in Laboe. Im zeitlichen Zusammenhang wird ebenso die Klausurtagung des Vorstandes und der Beiratsmitglieder in Laboe durchgeführt. TOP 6 beinhalteten Informationen über die Neubauten für die Marine und das Refit für bestehende Einheiten, darunter die F125 – Fregatte BADEN-WÜRTEMBERG als auch die Ubootkooperation mit Norwegen. Themen u.a. auch: die K130, MKS 180, die Tanker RHÖN und SPESSART sowie FD-Boote. Anschließend führte Herr Schmoll zu den Instandsetzung/Umbauten aus. Die größte Problematik für Instandsetzungen, planmäßig und außerplanmäßig, sei die geringe personelle Kapazität im BAIINBW. Daher liegen viele Schiffe im Hafen und können nicht in Werften instandgesetzt werden. Ein weiteres Problem sei die Ersatzteillage bei Werftliegezeiten.

In TOP 7 wurde den Mitgliedern vom gemeinsamen Seemannssonntag der Stammbesatzung GORCH FOCK und REUNION Marine berichtet. Eine Abordnung der REUNION Marine verbrachte gemeinsam mit der Stammbesatzung der GORCH FOCK und ihrem Kommandanten, Kapitän zur See Nils Brandt, am 1. August 2019 an Bord ihres Wohnbootes KNURRHAHN auf dem Elsflether Werftgelände einen unvergesslichen Seemannssonntag. Die Mitglieder der REUNION Marine wollten der Besatzung auf persönlich Art danke sagen, dafür, dass sie nie die Hoffnung aufgegeben hat, das Segelschulschiff der deutschen Marine wieder in Fahrt zu bringen.

TOP 8 war ein alter Bekannter: das Thema Compliance. Laut Vorstandsbericht, bereits im vergangenen Jahr, hatte in der Vergangenheit die Untersagung der Annahme von einzelnen Geschenken bzw. Sachspenden im Rahmen der bestehenden Paten- bzw. Partnerschaften in Form von Sachspenden und Geschenken an die Dienststellen/Besatzungsangehörige, wie etwa Fußballkarten, Schokoladenosterhasen, Trikots oder ähnliches durch das BMVg unter dem Gesichtspunkt der „Korruptionsbekämpfung“ Besorgnisse ausgelöst, insoweit, dass hierdurch die gesamte Arbeit der Freundeskreise für Schiffe und Boote der Marine langfristig gefährdet werden könne. Die REUNION Marine hatte – federführend für die Freundeskreise – eine Änderung der Regelungen zu diesem Thema im BMVg angesprochen und am 11. September 2018 ein Gespräch hierrüber mit der Rechtsabteilung in Bonn geführt. Die Ergänzungen in Bezug auf die Vorschriften um Ausnahmetatbestände von Seiten des Ministeriums liegen nach wie vor – traurigerweise – dort vor Ort an entsprechender Stelle im Entwurf auf dem Tisch. Leider gebe es bis heute keine Entscheidung im BMVg, eine für alle Seiten eindeutige Regelung zu finden. Der Ehrenvorsitzende der REUNION Marine, Herr Volker Stein, betonte: „Wir dürfen uns eine solche Behandlung der REUNION-Marine nicht gefallen lassen. Und wir werden bei der Rechtsabteilung in Bezug auf dieses so wichtige Thema nicht nachlassen.“

KzS Michael Gemein, Abteilungsleiter Personal, Zentrale Dienste und Einsatzausbildung in der Flottille 2, während seines Vortrages. Foto: May-Barg.

Die Tagesordnungspunkte TOP 9 bis TOP 11, sowie TOP 13 wurden aus Zeitgründen gestrichen und werden beim Sprechertreffen I/2020 erneut auf die Tagesordnung gebracht. Es folgten die wie immer interessanten Berichte aus den Freundeskreisen der Schiffe und Boote der Marine. Am Ende der Sitzung bedankte sich Dr. Ehrenberg für die Teilnahme bei allen Angereisten und wünschte sich ein baldiges Wiedersehen im maritimen Kreise. Es folgte der Vortrag von Kapitän zur See Michael Gemein, Abteilungsleiter Personal, Zentrale Dienste und Einsatzausbildung in der Flottille, über die Aufgaben der Einsatzflottille 2. KzS Gemein erläuterte diese mit Beispielen aus der vergangen als auch aus der aktuellen Praxis. Die Aufgaben der Einsatzflottille 2 liegen vor allem im Schutz und Überwachung von Seeverbindungen, friedensschaffende und friedensunterstützende Maßnahmen, Evakuierungsmaßnahmen, Teilnahme an internationalen Verbänden bzw. Manövern, humanitäre Hilfeleistung als auch in der maritimen Komponente der Diplomatie.

Kommandant des EGV FRANKFURT AM MAIN, FKpt Carsten Kauke. Foto: May-Barg.

Nach einem gemeinsamen Essen vor Ort ging es direkt für alle per Bus auf dem Gelände der Einsatzflottille 2 auf den Einsatzgruppenversorger FRANKFURT AM MAIN (A1412). Dort auf dem Flugdeck des 174 m langen Versorgungsschiffes der Deutschen Marine wurden die Mitglieder der 42. REUNON Marine durch den Kommandanten, Fregattenkapitän Carsten Kauke, und seinen 1. Offizier begrüßt. Im Anschluss konnten sie Schiff und einen Teil der Besatzung durch geführte Rundgänge kennenlernen. Neben der Brücke, den Unterkünften und den verschiedenen Decks, besuchte man auch an Bord die „Kalbächer Gasse (Freßgass), die Große Eschenheimer Straße als auch den Höchsten Schlossplatz“ – denn diese bekannten, historischen Straßen und Plätze Frankfurt am Mains verweisen auf dem  Marineschiff u.a. auf den Bezug zur fünfgrößten Stadt Hessens, auf deren Namen der EGV im Jahr 2001  getauft wurde. Die Hauptaufgabe des Einsatzgruppenversorgers ist die (Nach-)Versorgung eines Verbandes von Kriegsschiffen mit Wasser, Kraftstoff, Lebensmitteln, Munition und anderen Versorgungsgütern. Während ihres sechsmonatigen Einsatzes im Rahmen von „EUNAVORMED Operation Sophia“ im Jahr 2916 retteten die Besatzungsangehörigen der FRANKFURT AM MAIN 4.430 Menschen aus Seenot bzw. von nicht seetüchtigen Booten und Schiffen, allein am 24. Juni 1.286 Menschen. Im Jahr 2017 unterstützte die FRANKFURT AM MAIN die Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG2) in der Ägäis. Der NATO-Verband trägt mit den Aufklärungsmitteln der Schiffe zu einem lückenlosen Lagebild in der Ägäis bei. Mit dem Einsatz soll der Informationsaustausch und die Reaktionszeiten verbessert werden, damit nationale Behörden gegen Schlepper und deren Netzwerke vorgehen können.

Mit dem Ende der Besichtigung endete auch die 42.REUNION in Wilhelmshaven, die in 2020 anstehende 43. REUNON Marine wird wieder ganz sicher erneut maritim geprägt sein.

 

PS: Im Rahmen der Seefahrt auf der MWB FÖHR spendeten die Mitglieder der REUNION Marine 1.467 Euro für den Elternverein krebskranker Kinder e.V. Diese wurden von MWB-Geschäftsführer Wilhelm Ruff auf dem diesjährigen Wilhelmshaven Sailing-CUP offiziell übergeben. Diese älteste Traditionssegler-Regatta an der deutschen Nordseeküste findet immer im September statt.

Text: MS, JM-B

Wilhelmshaven, Einsatzflottille 2: Mitglieder der REUNION Marine bei einem Rundgang auf dem Einsatzgruppenversorger FRANKFURT AM MAIN, hier auf der Brücke des EGVs, am 9. September 2019. Foto: May-Barg.
Wilhelmshaven, Einsatzflottille 2: Einsatzgruppenversorger FRANKFURT AM MAIN am 9. September 2019 an der Pier liegend. Foto: May-Barg.