46. REUNION mit zukunftsweisenden Marine-Vorträgen und einer Seefahrt auf der GORCH FOCK

Die Mitglieder der REUNION Marine trafen sich am 13. August 2024 zu ihrer 46. Reunion im Marinestützpunkt Kiel-Wik. Am Tag vor ihrer Mitgliederversammlung und dem Sprechertreffen durften die ehemaligen Teilnehmer der InfoDVags mit dem Segelschulschiff der Deutschen Marine, der GORCH FOCK, von Warnemünde nach Kiel fahren.

Das Tagungsprogramm der 46. Reunion beinhaltete neben Berichten des Vorstandes, der Beiräte und Vertretern aus den Freundeskreisen der Schiffe und Boote ebenso interessante, aktuelle und in die Zukunft weisende sicherheitspolitische Vorträge von Seiten der Marine.

Die 46. Reunion in Bildern

Foto: May-Barg.

Am 11. August 2024 trafen sich die Mitglieder der REUNION Marine aus allen Himmelsrichtungen nach Kiel kommend, im Kieler Traditionsrestaurant Forstbaumschule, um gemeinsam zu Abend zu essen und sich auszutauschen.

Segelschulschiff GUAYAS an der Gorch-Fock-Mole. Foto: May-Barg.

Am Morgen darauf standen alle zeitig auf, denn bereits 05.00 Uhr in der Frühe traf man sich an der Mittel-Wache des Marinestützpunktes Kiel-Wik. Von Kiel ging es dann mit zwei Bussen zur GORCH FOCK nach Warnemünde. Der eine oder andere bekam jedoch bei der Anfahrt zum Marinestützpunkt Kiel-Wik einen Schreck in der Morgenstunde, denn auf dem angestammten Liegeplatz der GORCH FOCK lag bereits ein Dreimaster, der auf den ersten Blick nur die GORCH FOCK sein konnte. Doch es war die GUAYAS, das Segelschulschiff der ecuadorianischen Marine…

SSSGF an der Mittelmole, Warnemünde. Foto: May-Barg.

08.15 Uhr trafen dann die Busse an der Mittelmole in Warnemünde – bei bestem Sommer-Wetter – ein. Dort lag die GORCH FOCK – als größter teilnehmender Traditionssegler auf der Hanse-Sail – seit dem 7. August.

Ansprache des Kommandanten der GORCH FOCK, FKpt. Elmar Bornkessel. Foto: May-Barg.

Für die Mitglieder der REUNION Marine war die Freude groß, die ersehnten Planken der GORCH FOCK betreten zu dürfen und mit dem Großsegler und der Stammbesatzung einen Tag in See zu erleben, auch wenn es nur eine Motorfahrt mit der schönen Bark war, da die Ziel- und die Windrichtung dies nicht begünstigten und u.a. auch kein Lehrgang von Offizieranwärtern an Bord eingeschifft war.

Fregattenkapitän Elmar Bornkessel. Foto: May-Barg.

Angekommen auf dem Mitteldeck, folgte die Ansprache des neuen Kommandanten der GORCH FOCK, Fregattenkapitän Elmar Bornkessel, an die Mitfahrer der REUNON Marine. Am 25. Juli 2024 hatte Kapitän Bornkessel das Kommando über das Segelschulschiff der Deutschen Marine von Kapitän zur See Andreas-Peter Graf von Kielmansegg übernommen.

Ansprachen 1. Offizier und Vorsitzer REUNION Marine. Foto: May-Barg.

Ebenso zu Gast an Bord waren Mitglieder von CIR Alumni, dem Potsdamer Yacht-Club sowie der Carl-Rudolph-Bromme-Gesellschaft, die gut 15 Jahre zuvor im Salon der GORCH FOCK gegründet worden war. Auf dem Mitteldeck des Segelschulschiffes folgten die Ansprachen des 1. Offiziers und die des Vorsitzenden der REUNON Marine, Dr. Hans-Dieter Ehrenberg als auch die obligatorische Sicherheitseinweisung.

 

Auslaufen des Segelschulschiffes in Warnemünde, 12. August 2024, Foto: May-Barg.
SSSGF, Sichern der Stelling. Foto: May-Barg.

Gegen 9.20 Uhr passierte die GORCH FOCK mit ihrer Stammbesatzung und rund 100 Gästen die Molenköpfe von Warnemünde, hier im Foto steuerbords voraus, das Molenfeuer der Ostmole, ein rot-weißer Turm.

Sogleich wurden die beiden schweren Stellinge der GORCH FOCK per Hand verstaut –  stets ein aufwendiges Manöver, wofür es viele Hände an Bord braucht.

 

Schiffsführung für die Gäste auf der SSSGF, Foto: May-Barg.

Das Bordprogramm, das die Besatzung für die Mitglieder der REUNION Marine und die weiteren Gäste vorbereitet hatte, war so umfangreich und interessant, das es dafür Aushänge benötigte.

Besichtigung der Schlafräume mit Hängematten auf der GORCH FOCK. Foto: May-Barg.

So standen vier Schiffsführungen und Vorträge, u.a. über die Geschichte der europäischen Segelschifffahrt sowie die maritime Wirtschaft als auch die Takelage der Dreimastbark und eine Sonderführung durch das „kleinste Lazarett“ der Marine auf dem Programm. Die Gäste besichtigten u.a. den Salon, die Schiffsmessen, die Hängematten im Schlafbereich, die Kommandantenkammer und natürlich die Schiffsdecks.

 

Blick über das „Klavier“ – private Gespräche am Heck der GORCH FOCK. Foto: May-Barg.

Bei rund zehn Knoten Fahrt vergingen die vielen interessanten Gespräche der Gäste mit den Besatzungsmitgliedern, dem Kommandanten als auch untereinander wie im Fluge. Scheinbar ohne Unterlass erschien die sehr gute Bordverpflegung…

Marine-Ehrenmal, Ehrerweisung „Front“ auf SSSGF. Foto: May-Barg.

Und so passierte das Segelschulschiff der Deutschen Marine bereits gegen 16.30 Uhr das Marine-Ehrenmal in Kiel-Laboe des Deutschen Marinebundes. Weithin sichtbar ragt der 85 m hohe Turm des Marine-Ehrenmales Laboe über die Kieler Außenförde. Schiffe vieler Nationen bezeugen beim Passieren der zentralen deutschen Gedenkstätte für auf den Meeren Gebliebene aller Nationen, Seeleute und Zivilisten,  ihre Ehrerweisung, so auch die GORCH FOCK am 12. August 2024 mit der Ehrerweisung „Front“.

 

Revierfahrt, Kieler Förde. Foto: May-Barg.

Die Kieler Revierfahrt erfolgte bei unverändert herrlichstem Sommerwetter.

SSS GORCH FOCK an der Gorch-Fock-Mole. Foto: Annett Reimers.

Gegen 17.45 Uhr lag die GORCH FOCK fest an ihrem angestammten Platz, der Gorch-Fock-Mole des Marinestützpunktes Kiel-Wik. Das Einlaufbier bildete den traditionellen Abschluss der Seereise, bevor sich die REUNIONsmitglieder erneut im Restaurant Forstbaumschule trafen.

 

Kiel-Wik, 46. Reunion der REUNON Marine. Foto: May-Barg.

Am Morgen darauf, 9 Uhr, begann die Mitgliederversammlung und das Sprechertreffen der REUNON Marine im Gebäude 60 des Marinestützpunktes Kiel-Wik. Zunächst begrüßte der Vorsitzende der REUNON Marine, Dr. Hans-Dieter Ehrenberg, die Mitglieder zur 46. Reunion.

Darauf folgte die Ansprache und der Vortrag von Kapitän zur See Florian Feld, dem Abteilungsleiter Überwasserseekrieg der Einsatzflottille 1, der an diesem Tag ebenso den Kommandeur der EinsFltl 1, Flottillenadmiral Sascha Helge Rackwitz, vertreten hatte.

Kapitän zur See Florian Feld. Foto: May-Barg.

Kapitän zur See Feld sprach über die derzeitige Rolle der Marine, insbesondere die Aufgaben und die Weiterentwicklung der Einsatzflottille 1 und die neue Sicherheitsrealität, welche die Refokussierung der Landes- und Bündnisverteidigung bestimme. Es gehe in Zukunft um schnell verfügbarere Kräfte bzw. die Reaktionsfähigkeit der Allianz, um eine glaubwürdige Abschreckung zu erhöhen. Kapitän zur See Feld sprach von der zukünftigen Drehscheibe Deutschland im Rahmen der NATO-Verteidigungsplanung und die damit verbunden Aufgaben für die EinsFltl 1. Themen waren ebenso Lagebilder, unbemannte Systeme, die Überwachung kritischer Infrastruktur, Ressortzuständigkeiten und Befugnisse, das maritime Sicherheitszentrum in Cuxhaven, das Verarbeiten von Datenmengen sowie die Zusammenarbeit mit den Alliierten NATO-Mitgliedsstaaten Schweden und Finnland.

Vorstand- und Beiratsmitglieder der REUNION Marine auf dem Podium. Foto: Annett Reimers.

Es folgte der Bericht des Ersten Vorsitzenden sowie die Berichte des Vorstandes und der Beiratsmitglieder der REUNION Marine, so u.a. über die 86. InfoDVag an der Marineschule Mürwik, die anstehende 87. InfoDVag, das Thema Alumni, aktuelle Rüstungsprojekte, die Umbenennung der bisher namenlosen Liegenschaft Marineschule Bremerhaven (Marineoperationsschule) in „Admiral Brommy-Kaserne“, die erweiterte Aula-Neukonzeption der Marineschule Mürwik, die Finanzlage und die anstehenden Termine in 2025.

Gedacht wurde ebenso den letzten sieben verstorbenen Mitgliedern der REUNON Marine, darunter dem Ehrenmitglied Generalstaatsanwalt a.D. Dr. Arno Weinert, der mit seinem Wirken die Justiz der Hansestadt Hamburg nachhaltig prägte und der Marine zeitlebens verbunden blieb. Ebenso wird Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann ein ehrendes Andenken bewahrt. Der ehemalige Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften (ZMSBW) war ein äußerst fähiger und leidenschaftlicher Marinehistoriker, der im In- und im Ausland hoch geschätzt wurde und das ZMSBW nachhaltig prägte.

Annett Reimers berichtete über die Aktivitäten des Freundeskreises EGV BONN. Foto: May-Barg.
Reinhard Claves sprach über die Aktivitäten des Freundeskreises der Fregatte NORDRHEIN-WESTFALEN. Foto: May-Barg.

Nach der Mittagspause berichteten die Vertreter der Freundeskreise der Schiffe und Boote der Marine, so u.a. die aus den Freundeskreisen der Fregatten BAYERN, NORDTHEIN-WESTFALEN, SACHSEN-ANHALT und der Einsatzgruppenversorger BONN und BERLIN.

Topp 6 auf der Tagesordnung der 46. Reunion beinhaltete den Vortrag von Kapitän zur See Kurt Leonards, Gruppenleiter M7 Training, Exercises & Evaluation im Marinekommando Rostock, über das Thema „Die Deutsche Marine in der aktuellen sicherheitspolitischen Lage“.

Kapitän zur See Kurt Leonards während seines Vortrages an die Mitglieder der REUNION Marine. Foto: May-Barg.

Kapitän zur See Leonards spannte den Bogen von der Landes- und Bündnisfähigkeit bis zum internationalen Krisenmanagement und erläuterte jeweils mit Beispielen aus der Praxis der Marine. Grundsätzlich gäbe es eine höhere Dichte an Vorschriften als vor 30 Jahren. In diesem Zusammenhang stand das Thema Operationalisierbarkeit. Er sprach über die militärische Kraft Russlands und Chinas, die EU-Operation Aspides, damit verbunden den erfolgten Einsatz der Fregatte HESSEN im Roten Meer sowie die Waffenwirkung der Huthi-Rebellen. Kapitän zur See Leonards referierte über die Ansprüche anderer Staaten in Bezug auf die Führungsverantwortung Deutschlands. Hierbei ging er auf die damit verbundenen, anstehenden, nationalen Aufgaben für Deutschland, die Indopazifische Leitlinien des Auswärtigen Amtes, den „Operationsplan Deutschland“ als auch den Unterwasserseeraum und die Notwendigkeit einer Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit, folglich einer sicherheitspolitischen Neuausrichtung ein.

Allen Teilnehmern dieser 46. Reunion wurde klar vor Augen geführt, dass Deutschland und seine Bevölkerung wehrhafter und resilienter werden müssen, um gegen Bedrohungen und Aggressoren unterschiedlichster Herkunft gewappnet zu sein. Der verlässlichste Weg in Bezug auf  Verteidigungsfragen ist die Vorbereitung auf Ernstfälle. Diese damit verbundenen Herausforderungen gilt es mit Nichten, nicht nur militärisch, sondern auch mit Hilfe des Bundes, der Länder, Kommunen sowie Verantwortungs- und Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und damit gesamtgesellschaftlich anzugehen.

Text: May-Barg.