„Da ist das Ding“: Fregatte F222 BADEN-WÜRTTEMBERG – Indienststellung läutet neue Ära bei der Marine ein

 

Symbolfoto – F220 BADEN-WÜRTTEMBERG: Foto: Albert Ruff.

Am 17. Juni 2019 konnte die Deutsche Marine die Fregatte F222 BADEN-WÜRTTEMBERG, das Typschiff der Klasse F125, in Dienst stellen. Eine lange Zeit des Wartens ging zu Ende. Technische Probleme hatten diesen Termin immer wieder verzögert. Nun war es jedoch endlich so weit. Das feierliche Zeremoniell konnte im Marinestützpunkt Wilhelmshaven vor ebenso zahlreichen wie hochrangigen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Bundeswehr stattfinden, darunter die Ministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, sowie der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause. Wilhelmshaven, der größte Marinestandort Deutschlands, feierte am selben Tag den 150. Stadtgeburtstag.

Die Landesregierung Baden-Württemberg vertrat Staatssekretär Wilfried Klenk, Politischer Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg. Die Taufpatin Gerlinde Kretschmann, Ehefrau von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, war zusammen mit einer starken Delegation des Freundeskreises der Fregatte BADEN-WÜRTTEMBERG e.V. unter der Führung der beiden Vorsitzenden Markus Grübel (MdB) und Dirk Bolte zur Indienststellung nach Wilhelmshaven gekommen. Der Vorstand der REUNION Marine war durch die Vorsitzenden, Dr.-Ing. Hans Dieter Ehrenberg und Christian Schmoll vertreten.

Die angetretenen Besatzungen, das Marinemusikkorps Kiel und Soldaten des Wachbataillons sorgten für den würdigen Rahmen der Indienststellung des Marine-Schiffes. Die Erleichterung war allen Beteiligten deutlich anzumerken. Flottillenadmiral Ralf Kuchler, der Kommandeur der Einsatzflottille 2, sagte: „Die Freude ist sehr groß, allen voran bei den Erstbesatzungen. Sie haben in den letzten Jahren enorm viel Energie und Arbeit aufgewendet, um diese neue Schiffsklasse in Fahrt zu bringen. Sie haben dabei sehr wertvolle und tiefgehende Expertise für die Flotte aufgebaut. Es freut mich persönlich für diese Männer und Frauen, dass sie nun endlich die Früchte ihrer Arbeit ernten können und die erste Einheit in den Dienst der Flotte bringen.“

Taufpatin Gerlinde Kretschmann brachte zwei Gastgeschenke für die F222 mit. Zum einen die Patenschaftsurkunde des Landes sowie ein Landesporzellan, einschließlich Besteck für 30 Personen. Gedacht ist es für Spitzenessen und diplomatische Empfänge an Bord. Damit zeigt das Land Baden Württemberg symbolisch Flagge an Bord.

Vizeadmiral Rainer Maria Brinkmann, Stellvertreter des Inspekteurs der Marine und Befehlshaber der Flotte und Unterstützungskräfte, Vizeadmiral Joachim Georg Rühle, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Taufpatin Gerlinde Kretschmann, Vizeadmiral Andreas Krause, Inspekteur der Marine, Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, sowie Fregattenkapitän Markus Venker, Kommandant der Besatzung ALPHA der Fregatte BADEN-WÜRTTEMBERG. Foto: Albert Ruff.

Auch für die Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, war die militärische Zeremonie im Marinestützpunkt Wilhelmshaven von großer Bedeutung. „Es war ein langes Stück Wegstrecke bis zu diesem Tag“, sagte sie in ihrer Ansprache. „Aber das Wichtigste ist: Wir sind endlich hier. Und wir haben das gemeinsam geschafft, Bundeswehr und Industrie, indem wir gute Lösungen gefunden haben.“ Allen Beteiligten am Rüstungsprojekt gelte ihr tiefer Dank. „Unsere Soldatinnen und Soldaten brauchen einen starken Rückhalt in der Bevölkerung – so wie hier in Wilhelmshaven“, so die Verteidigungsministerin weiter. Wichtig seien auch gelebte Patenschaften. „Die Verbundenheit mit Baden-Württemberg ist klasse!“ „Diese F125 hat Ihnen sicher so manches graue Haar beschert, aber jetzt sind wir so weit, dass wir sie in Dienst stellen können“, spielte die Ministerin auf die vergangenen Probleme des Projekts an. „Und graue Haare kann man auch färben.“

Wilhelmshaven, 17. Juni 2019: Offizieller Moment der Indienststellung der F222 BADEN-WÜRTTEMBERG: „Heiß Flagge und Wimpel!“ Foto: Albert Ruff.

Fregattenkapitän Markus Venker, Kommandant der Besatzung ALPHA, stellte fest: „Am heutigen Tage läuten wir mit der Indienststellung der Fregatte BADEN-WÜRTTEMBERG eine neue Ära in der Deutschen Marine ein. Für meine Besatzung und mich ist es ein ganz besonderer Tag und wir freuen uns, die Indienststellung stellvertretend für alle Besatzungen durchzuführen zu können. In der Vergangenheit haben vor allem die motivierten Besatzungen, das 4. Fregattengeschwader, die ARGE, das BAAINBw sowie unzählige weitere helfende Hände in enger Zusammenarbeit viele Hürden gemeistert und somit dafür gesorgt, dass die erste Fregatte F125 heute an die fahrende Flotte übergeben werden kann.“ Um zu beschreiben, was die Männer und Frauen der Erstbesatzungen an diesem Tag bewegte, nahm Fregattenkapitän Markus Venker (selbst bekennender Fan von Werder Bremen) Bezug auf den Auftritt von Oliver Kahn, als dieser 2001 die Meisterschale mit den durchaus nicht despektierlichen Worten in die Höhe gehalten hat „Da ist das Ding!“ Ebenso wie damals der Kapitän Stefan Effenberg und alle Spieler der Mannschaft des FC Bayern München hätten auch er und die Besatzungen der F222 BADEN-WÜRTTEMBERG ein Leuchten in den Augen. Nachdem die maßgeblichen Personen sich an Bord der Fregatte begeben hatten, stellte Fregattenkapitän Venker auf Befehl von Verteidigungsministerin von der Leyen die Fregatte F222 BADEN-WÜRTTEMBERG formell in Dienst: „Heiß Flagge und Wimpel!“

Torte der „125er-Besatzungen“: für die Bedienung der vier Fregatten vom Typ 125 sind derzeit die ersten fünf von geplanten acht Besatzungen aufgestellt – ALPHA (A) bis ECHO (E). Eine sechste, die Besatzung FOXTROTT soll bald folgen. Neben anderen Torten stach diese mit Symbolcharakter zur Indienststellung der Fregatte BADEN-WÜRTTEMBERG hervor. Foto: Ernst Rees.

Am Abend feierte die Besatzung zusammen mit Angehörigen und Freunden die Indienststellung mit einem großen Bordfest. Dabei übergaben die Mitglieder des Freundeskreises ihre Gastgeschenke: drei große Bilder/Kollagen der markanten Regionen des Ländle – der Landeshauptstadt Stuttgart, der Region Bodensee und der Region Schwarzwald sowie das Wappen/Logo des Freundeskreises. Die Bilder sollen zukünftig in den drei Messen auf dem Marineschiff hängen. Doch auch der Freundeskreis wiederum erhielt von Schiff und stellvertretend von der Besatzung ALPHA durch Fregattenkapitän Markus Venker Geschenke überreicht: ein Pallungsholz „ELBE 15″ sowie ein gerahmtes „Ersttagsblatt“ anlässlich der Indienststellung des Schiffes.

Mit der BADEN-WÜRTTEMBERG als erste von vier Fregatten der Klasse F125 verfügt die Marine jetzt über eines der technologisch führenden Kriegsschiffe der Welt. In der Bedienung des Schiffes wechselt sich die Besatzung ALPHA derzeit mit der Besatzung BRAVO ab, welche unter ihrem Kommandanten Fregattenkapitän Andreas Konz die BADEN-WÜRTTEMBERG nach der Indienststellung turnusmäßig übernommen hat. Sie fährt zunächst die Tiefwassererprobung vor der norwegischen Atlantikküste. Im Herbst geht das Schiff dann zur Ausbildung in den Englischen Kanal, Anfang kommenden Jahres zum ersten Training im deutschen Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr in Neustadt in Holstein.

Der von Grund auf neu konzipierte Fregattentyp ist aus den deutschen Einsatzerfahrungen der vergangenen Jahrzehnte entstanden und auf die Gegenwart und der Zukunft von Stabilisierungseinsätzen ausgelegt. Die drei Schwesternschiffe der F222 BADEN-WÜRTTEMBERG – die F223 NORDRHEIN-WESTFALEN, die F224 SACHSEN-ANHALT und die F225 RHEINLAND-PFALZ – sind derzeit in unterschiedlichen Erprobungsstadien. Bis Anfang 2021 sollen auch sie in die Flotte übernommen worden sein.

Text: REUNION Marine/ Albert Ruff

Die Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG am Tag ihrer Indienststellung, am 17. Juni 2019 im Marinestützpunkt Wilhelmshaven. Foto: Albert Ruff.