So heißt es, leicht verkürzt, von der REUNION Marine und ihren Mitgliedern so beabsichtigt. Und zu genau dieser freiwilligen Vereinigung darf ich mich seit Kurzem zählen.
Aber von Anfang an…
Zu Beginn steht zumeist und hoffentlich ein großes persönliches Interesse an einem Zuwachs an maritimem Wissen, an der Deutschen Marine, an ihrem Werteverständnis und den aktuellen Herausforderungen unserer Zeit. Dazu bietet die Marine, neben den anderen Teilstreitkräften der Bundeswehr, eigene Veranstaltungen zur Information für zivile Führungskräfte an. Seit vielen Jahren, meist zweimal pro Jahr, wählt die Marineführung in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Verteidigung Bewerber aus, die eine besondere Gelegenheit bekommen, Menschen und Fähigkeiten der Deutschen Marine intensiv kennenzulernen. Auch diese InfoDVag(s) (Dienstliche Veranstaltung zur Information der Marine) mussten sich in der letzten Zeit dem Infektionsschutz unterordnen. Nach der konkreten Einladung im Februar dieses Jahres, durfte ich an der nunmehr 82. InfoDVag Marine vom 23. April bis 29. April 2022 an der Marineschule Mürwik (MSM), der traditionsreichen Offizierausbildungsstätte deutscher Marineoffiziere teilnehmen. Schon bei der Anreise in Flensburg-Mürwik lud das Organisationsteam um Fregattenkapitän Peter Schröter am Vortag dazu ein, sich aus den anreisenden Einzelpersonen zu einer „Crew“ zusammenzufinden. Diese Kurssetzung war erfolgreich. Aus 13 Teilnehmern, Führungskräften aus Wirtschaft und Verwaltung, wuchs die Crew der 82. InfoDVag Marine zusammen.
Was trägt dazu bei?
Ein wesentliches Fundament ist eben nicht nur der Gaststatus im traditionsreichen und mehr als 100 Jahre alten „Roten Schloss am Meer“, sondern die ernsthafte Aufnahme der Teilnehmer in die Marine als Offiziere der Reserve (für die Dauer der Veranstaltung). „Ich“ durfte und bin nun Teil von „Wir“ – nach dem Leitspruch der Marine „Ich bin einer von wir. Wir sind Marine.“ Dazu gehörte die Einkleidung in der Servicestation/Kleiderkammer in Harrislee, wie auch der angemessene Formaldienst auf dem Nordhof der Marineschule Mürwik. Als Uniformträger des „Blauen Tuches“ wurden wir in „ersten Geige“ förmlich zu Oberleutnanten zur See ernannt. Richtigerweise nicht ohne ein Feierliches Gelöbnis unter Beteiligung von Marinemusikern aus Kiel in der Aula der Schule.
Eine selbstkritische Überprüfung an dieser Stelle
Ist das nicht verspielt und überheblich? Spielen wir mit der Berufung und der Profession der Angehörigen der Marine, indem wir kurz eintauchen, die Kleider wechseln und dann wieder verschwinden? Ich habe das hinterfragt, überall dort, wo es sich ergeben hatte. Wir durften vielen wertvollen Menschen in der Marine unmittelbar und ohne Hindernisse begegnen. Die Wahrnehmung unserer „Crew“, die Perspektive und Bewertung unserer Teilnahme an einer InfoDVag war eine ganz andere. Die Soldatinnen und Soldaten, Führungskräfte und Mannschaften, dürfen zu Recht erwarten, dass Teilnehmer zu Teilhabern werden, zu Anteilnehmenden an einer militärischen Welt. Das wird durch das Tragen der gleichen Uniform und das Einfügen in eine hierarchische Organisation insgesamt unterstützt. Und was soll ich sagen, so haben auch wir als Crew versucht, die in uns gesetzten Erwartungen nicht zu enttäuschen. Denn unsere Möglichkeiten enden nicht mit dem letzten Tag der Veranstaltung.
Inhalte und Eindrücke
Die Eindrücke für unsere „Crew“ wirken immer noch nach. Ob der Kommandeur der MSM, Flottillenadmiral Jens Nemeyer, neben viel Zeit für persönlichen Austausch, Deutschlands maritime Abhängigkeit und die Bedeutung der Seehandelswege verdeutlichte, wir in die Geschichte der Marineschule eintauchten oder selbst in der Ausbildungsausstattung Nautische Schiffsführung (AANS) das Ruder des Simulators bewegen durften, erfuhren und erlebten wir alles aus erster Hand. Die Vorstellung der Offizierausbildung in der Deutschen Marine (ein Offiziere ist Führer, Erzieher, Ausbilder), die Vorstellung des Marinefliegerkommandos (MFlgKdo), dessen Kommandeur „authentisch anreiste“, die Einblicke in beiden Einsatzflottillen und die Herausforderungen einer mehrdimensionalen Seekriegsführung, auch das Maritime Operation Center (MOC) in Glücksburg (Führung der Flotte und aktuelle Einsätze), hinterlassen bei uns tiefe Eindrücke. In Eckernförde dann das 1. Unterseebootgeschwader mit dem Gang durch U 33 (es gibt sie immer noch, die stets „warme Koje“), das Seebataillon (Marineinfanterie, spezialisierte Kräfte), deren eindrucksvolle Ausstellung „Meer.Land.Marine“, die Leistungsschau des Sea Lynx sowie das Fast Roping zeigten uns das vielschichtige Aufgabenspektrum der Marine.
Der Tag auf See an Bord des Minensuchbootes SIEGBURG, die Vorstellung des Einsatzausbildungszentrums Schadensabwehr der Marine (EAZS M, das „innere Gefecht“) mit praktischen Übungen zur Brandbekämpfung und Leckabdichtung hat unsere „Crew“ untereinander und mit der Marine noch enger verbunden.
Nach der Vorstellung der REUNION Marine, der Marine-Offizier-Vereinigung und der Marine-Offizier-Hilfe (MOV/MOH) sowie des Deutschen Maritimen Institutes (DMI), bekamen wir die Gelegenheit, noch einmal unmittelbar mit der Marineführung persönlich und ehrlich in den Austausch zu gehen, so u.a. mit Konteradmiral Christoph Müller-Meinhard, dem Kommandeur Unterstützung und Abteilungsleiter Einsatzunterstützung im Marinekommando Rostock, der den Inspekteur der Marine beim Spitzenessen in der Aula der MSM vertrat. Das ist überhaupt ein wesentlicher Inhalt unseres Erinnerungs-Seesackes: Wir sind gut ausgebildeten, hoch motivierten und begeisterten Menschen in unserer Marine begegnet. Und da, wo uns Begrenzungen geschildert wurden, suboptimale Rahmenbedingungen oder schwierige Strukturen oder Prozesse in Bundeswehr und Marine, konnten wir den intrinsischen Antrieb abspüren, noch besser arbeiten zu wollen. Das war sehr beeindruckend.
Liebe geht durch den Magen…
Unterkunft und Verpflegung sind nicht alles, aber ohne gute Unterkunft und Verpflegung ist Vieles nichts. Wir sind auch in diesem Thema nachhaltig und vielleicht sogar gewichtig beeindruckt worden. Es ist nahezu unglaublich, was die Truppenküche der Preußer-Kaserne (Seebataillon), der Smut der SIEGBURG oder das Team der Offiziermesse der Marineschule (nicht abschließend, nur stellvertretend) jeweils für uns gezaubert hatten. Aber wie gesagt, wir sind diesen begeisterten Menschen eben überall begegnet. Das „Spitzenessen“ mit der Admiralität und geschätzten Gästen an unserem letzten Abend in der Marineschule Mürwik, gab unserer „Crew“ die Gelegenheit unsere Dankbarkeit zu zeigen und damit anzuerkennen, dass es uns allen sehr gut geht, während andere Menschen Hilfe brauchen. So überreichten wir dem „Treuhänder“, Konteradmiral Müller-Meinhard, eine Spende an die „Soldaten-und-Veteranen-Stiftung“.
Was bleibt?
Nach einem letzten Seemannsfrühstück, notwendiger Administration und Auskleidung, ist für unsere „Crew“ klar: Wir wollen, da wo wir sind und Verantwortung in der Gesellschaft tragen, wertvolle Multiplikatoren der Marine sein. Wir wollen zeigen, warum die Menschen in unserer Marine Sympathie, Unterstützung, Aufmerksamkeit und Respekt verdient haben. Dazu bietet die REUNION Marine eine mögliche Plattform.
Unser Dank gilt der Deutschen Marine, dem Inspekteur der Marine und seinem Vertreter, dem Marinekommando, insbesondere dem Organisationsteam aus Angehörigen der Marineschule Mürwik und natürlich jedem Gesicht der Marine, dem wir so unvoreingenommen begegnen durften.
Text: Thomas Fürst/ REUNION Marine.