Erfolg: Initiative zur Wiedereröffnung der Ausbildungswerkstatt im Marine-Arsenalbetrieb Kiel

Am 31. Dezember 2015 endete die Ära des Marinearsenals der Bundeswehr in Kiel. 150 Jahre betrieben dort die deutschen Marinen an der Ostsee einen eigenständigen Instandsetzungsbetrieb. Doch weiterhin waren seit offizieller Schließung mehr als 50 Mitarbeiter für die technische Betreuung von U-Booten und Minenabwehrfahrzeugen zuständig.  Nun wurde im September 2020 im Backsteinbau im Marine-Arsenalbetrieb an der Schwentinemündung die neue Ausbildungswerkstatt eingeweiht – Dank der erfolgreichen Initiative vieler, u.a. auch die der Mitglieder des Freundeskreises der Fregatte SCHLESWIG HOLSTEIN und der REUNION Marine.

Festansprachen zur Wiedereröffnung der Ausbildungswerkstadt im Marinearsenal, Dienstort Kiel: Rainer Sacher, Direktor des Marinearsenals, Hans-Wilhelm Rahn und Holger Malterer vom Freundeskreis Fregatte SCHLESWIG HOLSTEIN mit Grußworten. Fotos: Susanne Weers Marsbildstelle Bundeswehr.

Nicht ohne Stolz können die Mitglieder des Freundeskreises der Fregatte SCHLESWIG-HOLSTEIN und der REUNIN Marine an dieser Stelle von ihrer  erfolgreichen Initiative zur Wiedereröffnung der Ausbildungswerkstatt im Kieler Marinearsenal berichten.

Lange klagten maritime Betriebe über Fachkräftemangel. Während der Familienfahrt 2018 auf der Fregatte SCHLESWIG-HOLSTEIN haben sich Hans-Wilhelm Rahn, Vorsitzender des Freundeskreises der Fregatte SCHLESWIG-HOLSTEIN und Rainer Sacher, Direktor des Marinearsenals, des Problems angenommen. Nach einer Mitgliederversammlung des Freundeskreises bei German Naval Yards sprach wiederum der Schatzmeister des Freundeskreises der Fregatte SCHLESWIG-HOLSTEIN, Holger Malterer, den damaligen Wehrbeauftragten, Hans-Peter Bartels, auf das Projekt an und schrieb ihm am 13. Juni 2018 dazu einen Brief. Darin hieß es u.a. „Vertreter der maritimen Wirtschaft vermissen diese Ausbildung sehr. Auch für die Marine dürfte es von großem Nutzen sein, diese Ausbildung wieder zu schaffen. Derzeit sind die notwendigen personellen Ressourcen noch greifbar. Die Räumlichkeiten sind noch vorhanden. Gern würden wir eine entsprechende Initiative unterstützen.“ Am 31.August 2018 kam dann der positive Bescheid aus dem Verteidigungsministerium. Darauf gelang es innerhalb von zwei Jahren Rainer Sacher, zusammen mit seinen Mitarbeitern, das Projekt zu realisieren.

Nun wurde die Ausbildungswerkstatt mit den derzeit 21 Auszubildenden in den Berufen „Industriemechaniker“ und „Elektroniker für Geräte und Systemen“  am 1. September 2020 wieder eröffnet. Im nächsten Jahr folgen weitere 24 Auszubildende.

Rainer Sacher übergibt die Leitung der Ausbildungswerkstatt an Jens Straßenburg. Fotos: Susanne Weers Marsbildstelle Bundeswehr.

Die fundierte Ausbildung wird mit Unterstützung der Ausbilder des Arsenals eine sehr gute Grundlage für ihren Berufsweg sein, sei es als Facharbeiter, als Meister, Techniker oder mit anschließendem Studium als Ingenieur. Damit sind viele berufliche Perspektiven möglich, davon waren die Mitglieder des Freundeskreises vor Ort überzeugt.

Die Ukraine-Krise führte zu einem  Umdenken über die Lageeinschätzung im Ostseebereich. Die offizielle Kehrtwende erfolgte mit der Entscheidung zum Bau von fünf weiteren Korvetten. Im Juli 2018 fiel deshalb im Verteidigungsministerium die Entscheidung, das Arsenal in Kiel weiter zu verstärken. „Die neuen Korvetten werden im Arsenalbetrieb Kiel betreut. Dafür werden hier in Kiel weitere 44 neue Dienstposten geschaffen“, so Rainer Sacher. Hinzu kommen noch ab 2024 neue Tanker, Tender und Minenjagdboote. Das bedingt auch Instandsetzungskapazitäten im Ostseebereich, in Kiel und Warnemünde.

Da der Freundeskreis durch sein maritimes Umfeld ein hohes Interesse an der Ausbildung hat, würden sich die Mitglieder zukünftig gerne mit einer Patenschaft für die Ausbildungswerkstatt einbringen. Dies haben sie  in der Eröffnungsfeier bereits angeregt. Auch eine Kooperation mit ihren Mitgliedsbetrieben wurde angestoßen.

Lehrbetrieb Marinearsenal in Kiel; auch Stadtpräsidentin Katy Kietzer hat lange für den Erhalt des Arsenals gekämpft, ebenso Mitglieder der REUNION Marine, wie Holger Malterer; Das Gebäude Außenansicht. Fotos: Wilhelm Rahn, Holger Malterer.

Dem Ausbildungsleiter Herrn Jens Straßenburg mit seinen Ausbildern wünschen die Mitglieder des Freundeskreises der Fregatte SCHLESWIG HOLSTEIN, dass sie Freude an der Arbeit haben und ihre  Energie und Dynamik in die praktische und theoretische Wissensvermittlung an die jungen Auszubildenden einbringen mögen. Die neue Infrastruktur für die Ausbildungswerkstatt war bereits 2011 fertig gestellt und konnte wegen des Schließungsbeschlusses nicht genutzt werden. Es freut die Mitglieder des Freundeskreises, dass Herr Straßenburg mit seinen Ausbildern die notwendigen Anlagen und Geräte für die Ausbildung rechtzeitig integrieren konnte.

Am Rande einer Veranstaltung in Wilhelmshaven informierte sich die Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller kürzlich über die aktuellen Pläne für das Marinearsenal. „Ich bin froh, dass sich weiterhin abzeichnet, dass das Marinearsenal hier am Standort erhalten bleibt. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass eine Zentralisierung und damit einhergehende Verlagerung weg von der Küste nicht zielführend gewesen wäre. Instandhaltung ist dann gut, wenn kurze Wege dazu führen, dass die Werftliegezeiten möglichst gering gehalten werden und das vertrauensvolle Miteinander eine zügige und qualitativ hochwertige Durchführung der Instandhaltungsarbeiten ermöglicht. Das geht nur, wenn Instandhaltung federführend dort erfolgt, wo auch die Schiffe liegen, hier bei uns in Wilhelmshaven oder auch in Kiel. Die Erfahrung zeigt, dass nicht die Beschaffung neuer seegehender Einheiten allein die Einsatzbereitschaft erhöht, sondern vor allem eine effektivere Instandhaltung die Verfügbarkeit signifikant erhöht. Ich bleibe dabei, dass die Stellen, die bereits geschaffen wurden und solche die noch dringend gebraucht werden, nur einen Effekt haben, wenn sie auch bei uns an den Küsten ausgebracht werden.“ Im Rahmen des Gesprächs mit Rainer Sacher, amtierender Leitender Direktor des Marinearsenals, informierte sich Möller zudem über die Gewinnung von Fachkräften und die Ausbildung. „In den kommenden Jahren werden viele unserer hervorragenden Fachkräfte in den Ruhestand gehen. Wir bilden daher bereits in diesem Jahr sowohl in Kiel aber insbesondere auch hier in Wilhelmshaven verstärkt aus und stärken so die Instandsetzungskapazitäten des Arsenals auch auf lange Sicht. Wir wirken dem Fachkräftemangel damit dann aus den eigenen Reihen entgegen“, so  Sacher. Möller lobte die Initiative: „In allen Bereichen müssen wir feststellen, dass es immer weniger gut ausgebildete Fachkräfte gibt. Dass das Marinearsenal ihre Kräfte selber ausbildet ist ein wichtiger Schritt, um auch künftig die Erwartungen der Marine an die Instandsetzung erfüllen zu können. Nur so kann Deutschland seinen Bündnisverpflichtungen nachkommen.“ Mit der Stärkung der Ausbildung setze das Marinearsenal ein wichtiges Zeichen entgegen des Trends in der freien Wirtschaft und des zunehmenden Mangels an gut ausgebildetem Fachpersonal, so Möller.

Die Mitglieder des Freundeskreises der Fregatte SCHLESWIG HOLSTEIN sowie der REUNION Marine freuen sich darüber, dass gute Arbeit im Netzwerk – in Freundschaft und Verbundenheit – derartig erfolgreiche Initiativen möglich macht.

 

Text: Hans-Wilhelm Rahn/ Holger Malterer, Freundeskreis Fregatte SCHLESWIG HOLSTEIN  sowie REUNION Marine