Erstes Marineschiff mit dem Namen SACHSEN-ANHALT feierlich in Wilhelmshaven in Dienst gestellt

Der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff bei seiner Ansprache zur Indienststellung der Fregatte SACHSEN-ANHALT. Foto: Bernd Koller.

Marinestützpunkt Wilhelmshaven: Am 17. Mai 2021 war es endlich soweit. Das dritte Schiff der Klasse F125, die F 224 SACHSEN-ANHALT, wurde für die Deutsche Marine in Dienst gestellt. Die Fregatte verstärkt das 4. Fregattengeschwader der Einsatzflottille 2 in Wilhelmshaven. Aufgrund der COVID19-Pandemie konnte das für die Marine bedeutende, traditionelle Zeremoniell nur mit einer geringen Anzahl von Gästen und strengen Hygieneregeln als Freiluftveranstaltung erfolgen. Das nach dem Bundesland Sachsen-Anhalt benannte Kriegsschiff ist die erste Einheit dieses Namens in einer deutschen Marine.

Kommandant FKpt. Elmar Bornkessel, rechts, begrüßt Vizeadmiral Rainer Brinkmann, Stellvertreter des Inspekteurs und Befehlshaber der Flotte und  Unterstützungskräfte, Mitte, und den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, links. Foto: Bernd Koller.

Es war eine äußerst würdevolle, bis ins kleinste Detail gelungene Indienststellung eines Schiffes der Deutschen Marine, bei der auch das Wetter mitspielte. Eine kleine Formation des Marinemusikkorps Wilhelmshaven stimmte nach dem Einmarsch der Truppenfahne und dem Totengedenken zu der Musik „Der gute Kamerad“ die Anwesenden in das militärische Zeremoniell ein. Unter ihnen waren: der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, der Stellvertreter des Inspekteurs und Befehlshaber der Flotte und  Unterstützungskräfte, Vizeadmiral Rainer Brinkmann, der Kommandant der Besatzung F 125 Delta, Fregattenkapitän Elmar Bornkessel, Flottillenadmiral Ralf Kuchler, Kommandeur der Einsatzflottille 2, die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, sowie der Ministerpräsidenten des Paten-Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff.

Vizeadmiral Brinkmann machte in seiner Ansprache deutlich, dass die SACHSEN-ANHALT genau für die Aufgaben, die die Deutsche Marine im Rahmen internationaler Missionen durchführen soll und muss, beispielsweise Seeraumüberwachung, gebaut wurde. Letzterer befahl in seiner Funktion als Befehlshaber der Flotte offiziell die Indienststellung des Marineschiffes. Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff  ging in seiner Rede insbesondere auf die Beziehungen zwischen seinem Bundesland und dem Schiff ein. „Mit dem Namen ‚Sachsen-Anhalt‘ wird die Fregatte Botschafterin auf den Meeren. Die Patenschaft ist zugleich Ausdruck dafür, dass es sich um eine Parlamentsarmee handelt und die Marinesoldaten Staatsbürger in Uniform sind, die den Werten unseres Grundgesetzes verpflichtet bleiben, ganz egal wo in der Welt sie Dienst leisten. Fregattenkapitän Elmar Bornkessel, Kommandant der Besatzung Delta,  ging auf die Schwierigkeiten vor der Indienststellung ein und dankte seiner Besatzung, dass sie mit unermüdlicher Ausdauer diese Probleme überwand. Er und seine Besatzung waren es, die mit dem so genannten „Panthersprung“ am Reformationstag, dem 31.10.2020, das jemals größte Schiff der Deutschen Marine durch das enge Fahrwasser der Flensburger Förde bis vor das „Rote Schloss am Meer“, die Marineschule Mürwik, navigierte. Auf dem Flugdeck feierte die Mannschaft den Reformationsgottesdienst mit Militärdekan Ernst Raunig, der daran erinnerte, dass die Wirkungsstätte des Reformators Martin Luther in Sachsen-Anhalt, in der Lutherstadt Wittenberg, lag.

17. Mai 2021: Tag der Indienststellung der F 224 SACHSEN-ANHALT. Foto: Bernd Koller.

Zur Historie des Schiffes und seiner Namensgebung

Am 16.02.2010 schrieb der damalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. W. Böhmer, an den damaligen Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Wolfgang Nolting, dass Sachsen-Anhalt nunmehr das 13. Bundesland sei, nach dem eine Fregatte der Deutschen Marine genannt werden solle. Am 14.04.2010 wurde von Ministerpräsident a. D. Gies und FKpt. d. R. Bernd Koller, Mitglied der REUNION Marine, die Initiative einer Freundeskreisgründung für die neue Fregatte ergriffen. Am 28.11.2010 gab Vizeadmiral Nolting  auf dem Ball der Marine in Bonn bekannt, dass die dritte Fregatte der Baureihe 125 den Namen SACHSEN-ANHALT tragen soll. Am 10.07.2013 wurde in Halle (Saale) der Freundeskreis  für die Fregatte SACHSEN-ANHALT als gemeinnütziger eingetragener Verein gegründet. Anwesend seitens der Deutschen Marine war der damalige Kapitän zur See und heutige Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach. Erstes Ehrenmitglied dieses Freundeskreis war Bundesminister a. D. Hans-Dietrich Genscher. Als Mitglieder der REUNION Marine waren u.a. der damalige Vorsitzende Volker Stein und sein Stellvertreter Fkpt. d. R. Bernd Koller bei der Gründung anwesend. Letzterer wurde mit Ministerpräsident a.D. Dr. Gies zum Vorstand des Freundeskreises der Fregatte SACHSEN-ANHALT gewählt. Am 04.06.2014 war die Kiellegung der SACHSEN-ANHALT bei Blohm & Voß in Hamburg. Am 04.03.2016  erfolgte die Taufe auf den Namen SACHSEN-ANHALT durch die Taufpatin Frau Dr. Gabriele Haseloff, Gattin des Ministerpräsidenten des Landes. Am 15.07.2019 begannen die Phase der Erprobung. Am 30.03.2021 wurde die Fregatte an die Bundeswehr übergeben. Man entfernte am Heck der F 224 den Namenszuges Hamburg als Heimathafen, wo die Fregatte auf Kiel gelegt wurde. Am 17.05.2021 erfolgte – im kleinen Rahmen – die feierliche Indienststellung der F 224 für die Deutsche Marine bzw. die Bundesrepublik Deutschland.

Von links nach rechts: der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, Landtagspräsidentin aus Magdeburg, Gabriele Brakebusch, und FKpt. d. R. Bernd Koller. Foto: Tobias Krull.

Mehr als elf Jahre sind seit dem 16.02.2010 vergangen. Elf Jahre, in der die REUNION Marine als Initiator in Sachen Freundeskreise für Schiffe und Boote der Deutschen Marine die Fortschritte bei der Planung und des Baues bis zur Indienststellung begleiten durfte. Bernd Koller, Ehrenmitglied der REUNION Marine, durfte als einer von 38 anwesenden Gästen der Indienststellung des Schiffes beiwohnen. Zusammen mit Vizeadmiral Schönbach schmunzelte er an jenem Tag der Erinnerung über den Satz von Volker Stein, dem heutigen Ehrenvorsitzenden der REUNION Marine,  bei der Gründung des Freundeskreises im Jahr 2013: „Früher hatten wir Schiffe und Boote in der Marine, heute habe wir schon Freundeskreise bevor es die Schiffe gibt“. Nun stimmt beides erneut: Das Schiff ist Bestandteil der Deutschen Marine und der Freundeskreis hält die Verbindung zu den Besatzungen und dem Schiff.

Mit dem Verbringen der Bundesflagge zu den Klängen des Musikstücks „Marsch der Soldaten des Robert Bruce“ an Bord der SACHSEN-ANHALT und dem darauf folgenden Kommando „Heißt Flagge!“ wurde die Indienststellung der SACHSEN-ANHALT unter den Klängen der Nationalhymne beendet und mithin die trotz Corona-Einschränkungen überaus gelungene und würdevolle Veranstaltung.

Auf die REUNION Marine kommt bald die Aufgabe bei der Unterstützung zur Gründung neuer Freundeskreise für Boote und Schiffe zu. Dann wird es heißen: „Jedes Schiff und jedes Boot der Deutschen Marine wird von einem Freundeskreis unterstützt!

Die Baden-Württemberg-Klasse ist für langanhaltende Stabilisierungsmissionen optimiert. Sie dient dazu Krisen zu bewältigen und Konflikte zu verhindern. Die Schiffe dieser Klasse können auch gemeinsam mit anderen Kampfschiffen an intensiven Gefechten eines heißen Seekriegs teilnehmen. Diese Durchsetzungsfähigkeit haben sie dank ihrer Anti-Schiff-Flugkörper und eingeschiffter U-Boot-Jagd-Hubschrauber. Die SACHSEN-ANHALT ist  Schwesterschiff der Fregatten BADEN-WÜRTTEMBERG und NORDRHEIN-WESTFALEN , die bereits  zur Flotte gehören. Die RHEINLAND-PFALZ  soll noch folgen. Von diesem neuesten und modernsten Fregattentyp werden somit vier bei der Marine im Einsatz sein. Mit diesen modernen Fregatten der Baden-Württemberg- oder auch F125-Klasse verfügt die Deutsche Marine über einige der modernsten Kriegsschiffe der Welt. Sie alle sind nach Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland benannt.

Text: Bernd Koller, FKpt. d. R. / REUNION Marine