Marinestützpunkt Kiel-Wik: An Bord der GORCH FOCK hat der Kommandeur der Marineschule Mürwik, Flottillenadmiral Jens Nemeyer, am 25. Juli 2024 das Kommando über das Segelschulschiff der Deutschen Marine von Kapitän zur See Andreas-Peter Graf von Kielmansegg an Fregattenkapitän Elmar Bornkessel übergeben.
Das Übergabezeremoniell begann 10 Uhr an Deck des Segelschulschiffes. Geladen auf die Planken der GORCH FOCK waren Marineangehörige, Gäste aus Verwaltung, Gesellschaft und der Politik, so u.a. der Landtagsvizepräsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Peter Lehnert, die Kieler Stadtpräsidentin, Bettina Aust, ebenso fünf ehemalige Kommandanten der GORCH FOCK, Flottillenadmiral Helge Detlef Risch, Kapitän zur See a.D. Thomas-Georg Hering, KzS a.D. John Schamong, KzS a.D. Michael Brühn und KzS Nils Brandt, Vertreter der Landeskommandos Schleswig-Holstein und Hamburg, Militärdekane, Vertreter des Reservistenverbandes, der REUNION Marine sowie Familienmitglieder des scheidenden und des neuen Kommandanten.
Passend würdig, doch nicht selbstverständlich war die „Größe“ des Auftaktes mit dem Einmarsch der Truppenfahne und der musikalischen Begleitung dieser Schiffskommandoübergabe durch das Marinemusikkorps Kiel unter der Leitung von Kapitänleutnant Inga Hilsberg, das längsseits der Bark auf der Gorch-Fock-Mole Aufstellung nahm.
Nach gut zwei Jahren als Kommandant des deutschen Segelschulschiffes ging Kapitän zur See Andreas-Peter Graf von Kielmansegg von Bord und verabschiedete sich mit einer bewegenden Rede, in der er insbesondere den Dank an seine Besatzung zum Ausdruck brachte als auch, dass er an Bord sehr glücklich gewesen sei. „Auf Sie konnte ich mich immer verlassen und auf Sie habe ich mich immer verlassen (…) Es war vor allem Ihre Leistung. Sie haben mir damit ein großes Geschenk gemacht, mehr als Ihnen wahrscheinlich bewusst ist. Und ich danke Ihnen dafür mehr als ich es mit Worten hier sagen kann, aber ich werde es Ihnen nie vergessen.“ Der Dank galt ebenso seiner Familie. Er wünschte seinem Nachfolger all das Glück, dass er auf der GORCH FOCK hatte und erleben durfte. „Nachdem mein Vorgänger das Schiff erfolgreich aus der Werft und wieder in Fahrt gebracht hat, war es eine spannende Aufgabe, diesen Weg fortzusetzen. Nach der langen Werftliegezeit galt es, vieles wiederaufzubauen; die Fähigkeiten der Stammbesatzung, interne Verfahren, Betriebsabläufe, Routinen und mehr. Dieses gemeinsam mit einer großartigen Besatzung gestalten zu können, hat große Freude bereitet, und das ist es auch, was die Kommandanten-Zeit im Wesentlichen für mich ausgemacht hat. Die Handlungssicherheit der Stammbesatzung, die Ausbildung der Offizieranwärter, das alles konnte sich nun wieder entwickeln und hat es auch getan. Wenn ich dazu etwas beitragen konnte, dann wäre mir das ein Anlass zur Freude“, so sein Fazit. Kapitän Graf von Kielmansegg tritt seinen nächsten Dienstposten im Marinekommando in Rostock als Beauftragter für Havarieangelegenheiten an.
Nach einem musikalischen „Gruß an Kiel“ sprach sodann der Kommandeur der Marineschule Mürwik, Flottillenadmiral Jens Nemeyer, dem das Segelschulschiff als Kommandeur der Offizierausbildungsstätte der Deutschen Marine unterstellt ist. Er freue sich über das Interesse, das die Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtages Schiff und Besatzung entgegenbringen als auch über ihre langjährige Unterstützung, die „wir sehr zu schätzen wissen“. Admiral Nemeyer sagte, dass ein Kommandowechsel für Marineoffiziere einerseits ein Kontinuum, andererseits zugleich eine Zäsur sei. Verantwortung zu übernehmen und zu tragen sei die Kernaufgabe einer jeden Offizierin, eines jeden Offiziers. Die Übertragung eines Bordkommandos sei jedoch „eine wesentliche Stufe mehr“ und zwar Führungsverantwortung für Mensch und Material. Admiral Nemeyer betonte, dass die Aufgabe für Graf von Kielmansegg nicht einfach gewesen sei, Schiff und Besatzung, nach Jahren der Werftliegezeit, wieder nautisch und seemännisch so aus- und weiterzubilden, dass wieder eine (…) Einheit entstehen konnte, die ihren ureigensten Auftrag als Ausbildungsmittel für den Offiziernachwuchs kompetent erfüllt. Expertise und Routine seien durch die zurückliegenden Werftjahre verloren gegangen. Er berichtete u.a. von den Ausbildungsreisen und -fahrten unter dem Kommando von Graf von Kielmansegg, damit auch verbunden seine sehr persönlichen Eindrücke, die er während der 177. AAR (Auslandsausbildungsreise der Offizieranwärter) an Bord der GORCH FOCK erlebt habe. Unvergessen sei ihm das nautisch-seemännisch außerordentlich fordernde Einlaufmanöver in Saint-Malo gewesen. Kapitän Graf von Kielmansegg verbinde, so Nemeyer, großes seemännisches Geschick mit außergewöhnlichem nautischen Vermögen und vorbildlichen Führungseigenschaften.
Im Anschluss wendete sich Admiral Nemeyer an den neuen Kommandanten der GORCH FOCK, Fregattenkapitän Elmar Bornkessel. Bornkessel kehre zum vierten Mal an Bord zurück und er würde genau die Seefahrts- und Führungserfahrung mitbringen, die man benötige, um Schiff und Besatzung erfolgreich führen zu können. Eine fordernde, doch auch sinnstiftende und erfüllende Aufgabe liege vor ihm. Nach vielen Jahren der Abstinenz stehe in 2026 eine Atlantiküberquerung im Rahmen der Operation Sail an. Für seine neue Verwendung wünschte er Fregattenkapitän Bornkessel immer eine Handbreit Wasser dort, wo er sie brauche und er freue sich auf die Zusammenarbeit. Es folgte die Übergabe des Kommandos über das Segelschulschiff der Deutschen Marine.
Fregattenkapitän Elmar Bornkessel tauscht seinen Schreibtisch nun, nach einer kurzen Dienstzeit in der Marineoperationsschule und einer zuvor zweijährigen Dienstzeit im Brüssler NATO-Hauptquartier, gegen die Seefahrt ein. Die GORCH FOCK-Planken kennt er bereits, nicht nur als Offizieranwärter der Crew VII/95. Bereits 2001 bis 2004 diente er als Decks-, Segel- und Divisionsoffizier an Bord. In den Jahren 2014 bis 2016 war er Erster Offizier und Vertreter des Kommandanten. Darüber hinaus war Bornkessel von 2018 bis 2021 Kommandant der Besatzung Delta auf den Fregatten der Klasse 125 SACHSEN ANHALT und anschließend NORDRHEIN-WESTFALEN. Kapitän Bornkessel blickt erwartungsvoll auf seine neue Aufgabe: „Ich freue mich in erster Linie, das Kommando über die GORCH FOCK zu übernehmen. Auf der einen Seite ist es eine große Ehre, verbunden mit Vorfreude, aber sicherlich habe ich auch Respekt vor der mir übertragende Aufgabe“. Zweifelsohne sei für ihn (heute) ein besonderer Tag, auf den er sich lange gefreut als auch entgegengefiebert habe. Auf die GORCH FOCK zu kommen, sei wie ein Wiedernachhausekommen. Er dankte vielen Besatzungsmitgliedern, die er seit langem kenne, namentlich, seinen Familienmitgliedern als auch anwesenden, ehemaligen Kommandanten, die er auf der GORCH FOCK erlebt habe, die ihn ausgebildet und ihm den Weg geebnet haben, so dass er zurückkehren konnte.
Die GORCH FOCK wird in der kommenden Woche auslaufen und an der Sail in Stettin teilnehmen. Darauf gehe es weiter zur Hanse-Sail nach Warnemünde. Nach einer geplanten Werftliegezeit in Hamburg wird es in 2025 darum gehen schnellstmöglich in die Eigenausbildung einzusteigen, so Kapitän Bornkessel. Die Frühjahrsreise soll dann in drei Ausbildungstörns gefahren werden. Am Ende der Kieler Woche möchte man mit eingeschifftem Lehrgang einlaufen, das würde bedeuten, dass man an der Windjammerparade mit voller Kapelle, also den eingeschifften Offizieranwärtern und einer kompletten Besatzung, somit 230 Männer und Frauen, teilnehmen werde. 2025 wird das Segelschulschiff an der Sail in Bremerhaven teilnehmen und in 2026 wird die GORCH FOCK am 4. Juli, anlässlich des Geburtstages der Vereinigten Staaten von Amerika, am Independence Day in New York einlaufen.
Nach vielen Gesprächen der Gäste an Bord bedeutete das eigentliche Ende der Kommandoübergabe, zumindest für Marineangehörige und Freunde der Marine, ein gelebtes Marinebrauchtum zu verfolgen. Der „Alte“ wurde abgepullt, das bedeutet, dass die Offiziere des scheidenden Kommandanten diesen per Beiboot vom Schiff wegrudern, symbolisch gesehen ist dies der eigentliche Abschied des Kommandanten vom Schiff und seiner Besatzung.
Die Mitglieder der REUNION Marine wünschen dem neuen Kommandanten, Fregattenkapitän Elmar Bornkessel, unserem schönen Segelschulschiff GORCH FOCK und seiner Besatzung sowie allen zukünftigen Offizieranwärtern stets interessante Ausbildungsreisen, gute Fahrt(en) auf allen Seewegen, immer eine Hand breit Wasser unter dem Kiel und eine glückliche Heimkehr.
Über die GORCH FOCK
Seit der Indienststellung im Dezember 1958 wurden etwa 16.000 Offizier- und Unteroffizieranwärter auf den Planken des Segelschulschiffes der Marine ausgebildet. Im Verlauf der Ausbildungsreisen besuchte die Bark bisher rund 400 Häfen in knapp 60 Ländern auf fünf Kontinenten. Die GORCH FOCK legte dabei mehr als 770.000 Seemeilen zurück. Dies entspricht gut 35 Erdumrundungen. Unterstellt ist das 89,3 m lange Segelschulschiff der Deutschen Marine dem jeweiligen Kommandeur der Marineschule Mürwik, der Offizierausbildungsstätte der Deutschen Marine. Ihr Heimathafen ist Kiel-Wik, genauer die Gorch-Fock-Mole. Der Schleswig-Holsteinische Landtag und die Besatzung der GORCH FOCK sind seit mehr als 40 Jahren eng verbunden. Am 26. Januar 1982 hatte das Landtagsparlament eine bis heute in Deutschland einmalige Patenschaft mit einem Marineschiff übernommen.