Flensburg: An der Marineschule Mürwik fand am 13. Dezember 2018 – zwischen der traditionellen Abschlussmusterung auf dem Südhof und der Weihnachtsfeier im Remter der Schule – ein ökumenischer Gottesdienst in der Aula der Alma Mater der Marineoffiziere statt. Es war der Gedenktag der Heiligen Lucia, an dem ein Mädchenchor der dänischen Schule in Flensburg, Duborg Skolen, die Gäste des Gottesdienstes bezauberte. Zum „Luciafest“ eingeladen hatten die Militärdekane für den Standortbereich Flensburg/Glücksburg, Ernst Raunig und Mirko Zawiasa, Offizieranwärter und Angehörige der Marineschule Mürwik. Die Offizierausbildungsstätte der Deutschen Marine stand auf dem Tourprogramm der Lyspiger (deutsch Lichtermädchen), ebenso weitere Stationen in Hamburg und Rotterdam.
In den nordischen Ländern ist der 13. Dezember der Gedenktag der Heiligen Lucia. Denn in Schweden fiel dieser Tag vor 1752 auf die Wintersonnenwende. Folglich war er dort – vor Einführung des Gregorianischen Kalenders – der kürzeste Tag des Jahres. Und das gut ein Jahrhundert lang. Daher war es eine sehr schöne und in der Tat bezaubernde Geste, dass 14 Schülerinnen der dänischen Schule in Flensburg, Duborg Skolen, im weißen Gewand der Heiligen Lucia für die angehenden Marineoffiziere und Angehörigen der Marineschule Mürwik beim Gottesdienst in der Aula sangen.
Zum Einzug der Lichterprinzessinnen war es dort komplett dunkel. Dann schritten diese, jeweils eine Kerze vor sich hertragend, mit ihren hellen und klaren Stimmen auf Dänisch im Chor „Santa Lucia“ singend, langsam zur Nordwand der Aula. Ihre Musiklehrerin und Chorleiterin, Frau Ruth Maschmann, stimmte später ebenso alle Gäste des Gottesdienstes zu einem dreistimmigen Kanon zu „Mache dich auf und werde Licht“ an. Unter allen ad hoc Chorstimmen war auch die Stimme des in der Aula anwesenden Kommandeurs der Marineschule Mürwik, Kapitän zur See Wilhelm Tobias Abry.
Der evangelische Militärdekan, Ernst Raunig, er war gerade zurück von einem zweimonatigen Einsatz auf der Fregatte AUGSBURG, begrüßte die in die Aula der Marineschule Gekommenen zum Gottesdienst. „Advent heißt Ankunft und Advent bedeutet auch Warten.“ Bezug nehmend auf den Einsatz der Schiffe und Boote der Marine, ging der Pfarrer auf die Soldatinnen und Soldaten ein, die Weihnachten und Silvester nicht bei ihren Familien verbringen können. So lief, u.a. die AUGSBURG am 17. September 2018 von Wilhelmshaven ins Mittelmeer aus. Sie ist Teil der EU-Operation „Sophia“. Rund 200 Besatzungsmitglieder werden, zusammen mit ihrem Kommandanten, Fregattenkapitän Mathias Rix, Weihnachten und den Jahreswechsel auf der Fregatte verbringen. Advent bedeute jedoch nicht abwarten, so der Militärdekan. Es bedeute auch (…) den Weg bereiten, auf eine bessere Welt hoffen. Man müsse ebenso dafür etwas tun (…) Wegbereiter sein.“ Auch der Einsatz „Sophia“ der deutschen Marinesoldatinnen und -Soldaten sei so „ein Wegbereiter, um Menschen-, Waffen – und Drogenschmuggel zu verhindern.“ Mitte Februar werde die AUGSBURG wieder in ihrem Heimathafen zurück sein. Dann wird „die Pier voll sein mit Familien, Kindern, Frauen und Männern, Eheleuten, Eltern, Freunden, Kameradinnen und Kameraden. Advent heißt Ankunft“, so der Pfarrer. Dann sei auch dieses Warten vorbei.
Ebenso die Besatzungsmitglieder des Einsatzgruppenversorgers BONN sind seit dem 30. November 2018 auf See. Fünf Monate dauert ihr Einsatz – als Flaggschiff des NATO-Einsatzverbandes – in der Ägäis. Auch sie werden Weihnachten und Silvester 2018/2019 nicht mit ihren Familien und Freunden verbringen können. Bis zum Wiedersehen und einer Umarmung an der Pier müssen die Soldatinnen und Soldaten noch bis zum 4. Mai 2019 warten.
Pfarrer Raunig ging sodann auf den 13. Dezember, den Gedenktag der Heiligen Lucia ein. Diese sei um 283 im italienischen Syrakus geboren, gestorben sei sie eines Märtyrertodes 304 ebendort. Ihr Name bedeute „die Leuchtende“, von lateinisch lux „Licht“. Sie sei eine der Lichtheiligen im Advent. Die Reliquien der frühchristlich geweihten Jungfrau sollen um 1038 nach Konstantinopel und von dort 1204 nach Venedig gebracht worden sein. (Heute liegen diese aufbewahrt in der Kirche San Geremia e Lucia. Das ist dort, wo der Canale di Cannaregio in den Canal Grande mündet.) Im Laufe der Zeit sei der 13. Dezember, insbesondere in den nordischen Ländern, zum Brauchtum geworden, das sich ebenso in deutschen Partnergemeinden zunehmender Beliebtheit erfreue. Lucia ist heute Stadtheilige von Syrakus, Venedig, Mantua und Toledo. Auf der nach der Heiligen benannten Insel Saint Lucia – in der Karibik – ist ihr Gedenktag sogar ein gesetzlicher Feiertag.
Der katholische Militärdekan für den Standortbereich Flensburg/Glücksburg, Mirko Zawiasa, hielt das Fürbitten und das Vater Unser. Im Rahmen der Andacht las er den Predigttext Jesaja 40, 1-5. Am Ende des Gedenkgottesdienstes sprach Militärdekan Zawiasa den Segen für alle und die Lichtermädchen mit ihren hellen und klaren Stimmen sangen nochmals – die Aula langsam verlassend – „Santa Lucia“.
Text/ Fotos: May-Barg/ BW/ Kim Brakensiek, PIZ/ Marine.
PS: Wir danken den Lichtermädchen der dänischen Schule in Flensburg, Duborg Skolen, sehr für die Genehmigung sie abbilden zu dürfen sowie für ihren bezaubernden Auftritt am 13. Dezember 2018 zum Gottesdienst in der Aula der Marineschule Mürwik.