Flensburg, Mürwik: Die Marineschule Mürwik (MSM) hat einen neuen Kommandeur. Flottillenadmiral Kay-Achim Schönbach hat am Vormittag des 31. Januar 2017 offiziell das Kommando über die Offizierausbildungsstätte des Führungsnachwuchses der Deutschen Marine übernommen.
Das feierliche Zeremoniell erfolgte im Südhof der Marineschule durch Flottillenadmiral Rainer Endres, Abteilungsleiter Personal/ Ausbildung/ Organisation (PAO) im Marinekommando. Angetreten waren dort die Angehörigen der Marineschule, das zivile Personal sowie eine Abordnung der GORCH FOCK mit Kommandant Nils Brandt. Zu diesem besonderen Schulappell kamen ebenso Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf das Gelände der Marineschule nach Flensburg Mürwik, darunter auch eine dreiköpfige Abordnung der REUNION Marine mit ihrem Vorsitzenden, Herrn Dipl. Ing. Volker Stein. Musikalisch begleitet wurde der Apell durch das Marinemusikkorps Kiel unter der Leitung von Fregattenkapitän Friedrich Szepansky.
Flottillenadmiral Kay-Achim Schönbach ist neuer Kommandeur der MSM
Der 51-jährige Marinesoldat Kay-Achim Schönbach übernahm das Kommando von Kapitän zur See Stephan Annighöfer, der die MSM kommissarisch geführt hatte. Kapitän Annighöfer hatte als Stellvertreter des Kommandeurs und Leiter Lehre Ende August 2016 kurzfristig die Amtsgeschäfte übernommen, da Flottillenadmiral Schönbach als Kommandeur noch zu jener Zeit die „Standing NATO Maritime Group 2“ im Ägäischen Meer führte.
Admiral Schönbach, dem als Kommandeur der Marineschule auch das Segelschulschiff GORCH FOCK unterstellt ist, folgt auf Konteradmiral Carsten Stawitzki, der seit Herbst 2016 die Führungsakademie der Bundeswehr leitet und an jenem Tag dienstlich verhindert war.
Flottillenadmiral Rainer Endres würdigte Kapitän Annighöfer in seiner Ansprache für seine Leistungen in den Monaten der Vertretung. „Sie Kap´tän Annighöfer haben die doppelte Belastung über diese ereignis- und arbeitsreichen Monate souverän gemeistert und sich mit unermüdlichem Engagement in ganz herausragender Weise um unsere Marineschule verdient gemacht.“
Flottillenadmiral Endres betonte Unverzichtbarkeit der GORCH FOCK
Flottillenadmiral Endres ging in seiner Rede auf das Segelschulschiff GORCH FOCK ein. „Danke sagen möchte ich all jenen, die dazu beigetragen haben, dass unsere Ministerin in der letzten Woche die Entscheidung getroffen hat, unsere GORCH FOCK noch für viele Jahre in Dienst zu halten.“ An erster Stelle galt sein Dank den Männern und Frauen des Segelschulschiffes und ihrem Kommandanten, Kapitän zur See Nils Brandt. Admiral Endres verdeutlichte, aus welchen Gründen die GORCH FOCK für die Marine in der Ausbildung ihres Offiziernachwuchses heute „unverzichtbarer denn je“ und „ein aktueller, rational begründeter Bedarf“ sei. Es sei realitätsfern und gefährlich die Meinung zu vertreten, dass ein Segelschulschiff nicht in die heutige Zeit hochkomplexer computergesteuerter Waffensysteme passe.
Die größte Herausforderung an den Seeoffizier sei seit jeher und auch in Zukunft die Führung seiner Besatzung, der ihm anvertrauten Menschen. Derjenige, der jedoch auf See Menschen mit Erfolg führen will, müsse sich selbst kennen, seine eigenen Grenzen unter den rauen, potenziell lebensgefährlichen Bedingungen der See erfahren haben.
Er müsse darüber hinaus die lebenswichtige Bedeutung von Teamarbeit und Kameradschaft aus eigner Perspektive an Bord erlebt und verinnerlicht haben, so Admiral Endres, um als Führungspersönlichkeit zu bestehen und in seine Verantwortung hinein zu wachsen.
Wenn alles gut laufe, könnte man die in der Werft befindliche GORCH FOCK im Frühjahr 2018 wieder für die Ausbildung der Kadetten der neuen Crew, die Anfang Juli 2017 ihren Dienst an der MSM antreten wird, einsetzen. Davon könnten jedoch die angetretenen Soldatinnen und Soldaten der Crew 2016 nicht mehr profitieren. Um die fehlende Ausbildung auf der GORCH FOCK zu kompensieren, biete die Marine alternative Ausbildungsabschnitte an, etwa auf den Dienstsegelbooten der Marineschule, durch Einschiffungen in der eigenen Flotte sowie bei der Französischen und Britischen Marine. Aktuell befände man sich in Abstimmung mit der Rumänischen Marine betreffend einer Einschiffung von Teilen der Crew 2016 auf deren Segelschulschiff MIRCEA – ein 20 Jahre älteres Schwesterschiff der GORCH FOCK.
Admiral Schönbach: „ein einsatzerprobter Kommandeur“
Flottillenadmiral Endres hieß den neuen Kommandeur an der Marineschule herzlich willkommen: „Sie sind in der Marine wahrlich kein Unbekannter, und mit einem beeindruckenden Profil darf ich heute einem mit allen Wassern gewaschenen, gestandenen und erfahrenen Kameraden die Führung der Marineschule übertragen, der national und international auf See, in den Minenfeldern der ministeriellen Stabsarbeit, auf dem manchmal glatten militärpolitischen Parkett und nicht zuletzt auch in der Ausbildung bewiesen hat, was er kann“. Admiral Endres betonte am Ende seiner Rede, dass er die Menschen der Marineschule und der GORCH FOCK bei Admiral Schönbach in guten Händen sehe.
Mit Admiral Schönbach erhält die MSM einen einsatzerprobten Kommandeur, der 15 Jahre Seefahrt, unter anderem als Kommandant der Fregatte MECKLENBURG VORPOMMERN und als Kommandeur des 4. Fregattengeschwaders, Wilhelmshaven erlebt hat.
Einen Teil seiner Ausbildung durchlief der studierte Pädagoge in der Königlichen Niederländischen Marine und in der Südafrikanischen Marine. Flottillenadmiral Schönbach war von 2014 bis 2016 im Bundesministerium der Verteidigung in der Abteilung Militärpolitik und Einsatz als Referatsleiter für die Region Europa/ Eurasien und Arktis eingesetzt.
An der MSM zu sein, sei die „Erneuerung eines schönen Traumes“
Nach der Übernahme des Kommandos über die Marineschule Mürwik trat der „Neue“ an das Rednerpult und richtet seine Worte an die ihm unterstellten Marinesoldatinnen und -Soldaten. Besonders einen der anwesenden Herren Flagoffiziere wollte Schönbach begrüßen: seinen ehemaligen Kommandeur der Einsatzflottille 2, Herrn Flottillenadmiral a.D. Karl-Wilhelm Bollow.
Admiral Schönbach bedankte sich bei Kapitän Annighöfer, der ihn in den letzten Wochen bereits gut auf die neue Aufgabe an der MSM vorbereitet habe, darüber hinaus bei dem militärischen und zivilen Personal, das ihn in der laufenden Woche unterstütze und einwies. Und er erinnerte daran, dass er und Kapitän Annighöfer sich das letzte Mal 1985 an der Universität der Bundeswehr in Hamburg dienstlich gesehen haben. Damals sei der Seekadett Annighöfer der Wohnebenenälteste gewesen.
Das erste Mal kam Soldat Kay-Achim Schönbach im Juli 1984 an die Marineschule. Da habe er allerdings auf der anderen Seite der Schule, auf der Rasenfläche an der Flensburger Förde gestanden. Er hielt dort seinerzeit als Vertreter der Crew VII/84 die Vereidigungsrede. „Und ich durfte nicht annehmen, insbesondere nicht damals, einmal hier meine zweite Ansprache, dieses Mal anlässlich der Kommandoübernahme zu halten.“ Die Marineschule habe in Admiral Schönbachs Soldatenleben immer in seinen „Verwendungswünschen“ gestanden… An der Marineschule zu sein, sei für ihn immer wie die „Erneuerung eines schönen Traumes“ gewesen. Auch er betonte, dass er sich als der neue Kommandeur der Marineschule, der das Segelschulschiff GORCH FOCK unterstellt ist, freue, dass die Entscheidung der Frau Ministerin zum Weiterbetrieb des Segelschulschiffes positiv ausfiel.
Wertvolle Kooperation mit Stadt Flensburg und Gemeinden
Admiral Schönbach betonte, dass ihm die Zusammenarbeit mit Stadt und Gemeinden im Standortbereich sehr wichtig sei. Nach der Einarbeitungswoche wurde ihm bewusst, wie intensiv und wertvoll diese Kooperation sei.
Über das klassische soldatische Handwerk sagte er, dass es Mitnichten in den Hintergrund der neuen Einsätze getreten sei: „War die Deutsche Marine in den späten Achtzigerjahren und frühen Neunzigerjahren noch eher vom Ausbildungsdienst, dem Fahren von Übungen in See, Luft und an Land geprägt, so ist sie nach einer nicht immer einfachen Wandlung zur „Marine im Einsatz“ nicht anderen, sondern zusätzlichen Forderungen ausgesetzt.“
Der neue Kommandeur der Marineschule freute sich, dass er Teil dieser „großartigen Einrichtung“ Marineschule sein darf und beendete seine Rede mit den Worten: „Ich will und werde unter dem Eindruck der Forderungen, die die Politik, an das Soldatentum und nicht zuletzt die See an die Marinesoldaten stellt, meinen Beitrag zur Ausbildung von Offiziersanwärtern und Offizieren leisten.“
Das Steuer der Marineschule Mürwik liegt nun in seinen Händen.
Text: REUNION Marine, JM-B