Flensburg-Mürwik: An der Marineschule Mürwik fand am 27. Juni 2022 die Lehrgangsabschlussmusterung der Offizieranwärter der Crew 2021 statt, im Beisein ihrer Familienangehörigen sowie geladenen Gästen. Die Marinesoldaten erhielten nach einjähriger Ausbildung ihre Offizierbriefe, zwei Soldaten und eine Soldatin darüber hinaus Ehrungen für herausragende Leistungen: vergeben wurde die Segelschulschiff-GORCH-FOCK-Medaille der REUNION Marine, der Bestpreis der Marine-Offizier-Vereinigung sowie die Prinz Adalbert Medaille der Informationswehrübungs-Crew 22/91, jeweils in Abstimmung mit der Schulführung der Marineschule.
Die REUNION Marine verlieh dem besten ausländischen Lehrgangsteilnehmer der Crew 2021 des Offizierlehrganges des Truppendienstes der Deutschen Marine, in Anerkennung und Würdigung hervorragender Leistungen, Kadett Ernesto Mendizabal Castaneda aus Kolumbien, die Segelschulschiff GORCH-FOCK-Medaille.
Angetreten auf der Admiralswiese an der Flensburger Förde waren die Crewmitglieder der Crew 2021 sowie das Stammpersonal der Marineschule Mürwik. Insgesamt haben 202 Offizieranwärter/-innen erfolgreich ihren Offizierlehrgang an der MSM abgeschlossen. Unter den Crewmitgliedern waren in diesem Ausbildungsjahr zehn ausländische Kadetten, darunter eine Kadettin. Sie kamen von verschiedenen Kontinenten: aus Frankreich, Thailand, Ghana, Kolumbien, Senegal, Togo und dem Kamerun. Erster Redner des feierlichen Zeremoniells, das musikalisch durch das Marinemusikcorps Kiel begleitet wurde, war der Kommandeur der Marineschule Mürwik, Flottillenadmiral Jens Nemeyer. Er begrüßte u.a. die politischen Vertreter der Stadt Flensburg, den Stadtpräsidenten, Herrn Hannes Fuhrig, die Oberbürgermeisterin, Frau Simone Lange, den evangelischen Militärdekan Ernst Raunig sowie die internationalen Gäste, darunter die Militärattachés aus Ghana und Thailand, Brigadegeneral Nicholas Kwami Kporku und Kapitän zur See Parithat Chatasingha sowie Flottillenadmiral Stephan Haisch, der den Stellvertreter des Inspekteurs der Marine und Befehlshaber der Flotte und Unterstützungskräfte vor Ort vertrat.
Admiral Nemeyer gratulierte den Soldatinnen und Soldaten mit einem kräftigen Bravo Zulu zum erfolgreichen Abschluss ihres Offizierlehrganges und bedankte sich beim gesamten Stammpersonal der Marineschule, dass es die Crew erfolgreich durch die Pandemiezeit geführt und ausgebildet habe. Er unterstrich die Bedeutung der Marineschule als Ausbildungsort für den Führungsnachwuchs der Marine, der Teil der parlamentarisch legitimierten Parlamentsarmee sei. Die internationalen Lehrgangsteilnehmer würden die Schulausbildung an der MSM stets auf’s Neue bereichern. Die gemeinsame Ausbildung sei ein Vorgeschmack auf das, was das Wesen einer Marine ausmache: die selbstverständliche Multinationalität in der Zusammenarbeit auf den Weltenmeeren.
Nach dem Yorkschen Marsch folgten Ansprachen des Obergefreiten OA Stefan Lütz und der Obergefreiten OA Lisa Schmidt, stellvertretend für die Crew 2021. Im Anschluss sprach für den Stellvertreter des Inspekteurs der Marine und Befehlshaber der Flotte und Unterstützungskräfte, Flottillenadmiral Stephan Haisch, zu den jungen Männern und Frauen. Die Crew 2021 sei aufgrund der Covid-19-Pandemie zu drei Terminen eingestellt worden. Daher spreche er zur Crew 2021 und nicht, wie bei der Marine üblich, zur Crew VII/2021. Die Pandemie habe den Offizieranwärtern und ihren Ausbildern ein hohes Maß an Kreativität, Eigeninitiative, Fleiß und Selbstdisziplin abverlangt. Admiral Haisch ging auf die Bedeutung der Seefahrt, die Verantwortung eines Seeoffiziers für Mensch und Material ein. Er unterstrich die Bedeutung der maritimen Prägung während des Ausbildungsjahres sowie die Verbundenheit der Crewmitglieder untereinander. Und er betonte den Mehrwert des Crewgedankens bei der Marine. „Jeder von ihnen ist einer von wir: denn wir sind Marine. (..) Sie sind die Zukunft der Marine.“
Den Bestpreis der Marine-Offizier-Vereinigung erhielt Obergefreiter OA (Offizieranwärter) Falk Faßbender durch den Vorsitzenden der MOV, Herrn Konteradmiral a.D. Thorsten Kähler überreicht. Admiral Kähler ging in seiner Rede auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine ein und betonte, die Bedeutung des militärischen Handwerkes. Die Beherrschung des militärischen Handwerkes sei Lebensversicherung und eine der Grundlagen glaubwürdiger militärischer Abschreckung. Das Motto laute: „Kämpfen können und kämpfen wollen, um nicht kämpfen zu müssen.“ Die Marine stünde vor großen Herausforderungen. Auch er betonte den Crewgedanken sowie das Netzwerk und die geistige Heimat von Marineoffizieren der Marine-Offizier-Vereinigung, die sich der Marine verbunden fühlen. Die Marine-Offizier-Vereinigung habe in der Weltlage einen Auftrag als Multiplikator der Marine in der Gesellschaft bzw. der Öffentlichkeit. Man vergebe den MOV-Bestpreis, um die Leistungen von Lehrgangsteilnehmern bzw. Lehrgangsteilnehmerinnen einer Offiziercrew zu würdigen, die während ihrer Ausbildung mit überdurchschnittlicher Einsatz- und Leistungsbereitschaft durch vorbildliches und kameradschaftliches Verhalten während des Lehrganges ein Beispiel für Kameradinnen und Kameraden waren. Ein Praktikum an der Bundeswehruniversität in München bestärkte den Berufswunsch des Obergefreiten OA Falk Faßbender Marineflieger zu werden. Der diesjährige Bestpreisträgers der Marine-Offizier-Vereinigung habe die See in sein Herz geschlossen. Er lebe die Werte eines Marineoffiziers, handele danach und er engagiere sich darüber hinaus für die Gemeinschaft seiner Kameradinnen und Kameraden.
Die Prinz Adalbert Medaille der Crew der InfoWÜ 22/91 erhielt Oberleutnant zur See Franziska Borrmann vom Kommandeur der Marineschule Mürwik, Flottillenadmiral Jens Nemeyer, stellvertretend für den Crewsprecher der InfoWÜ-Crew (diese ist Stifterin der Medaille), Wolfgang Thiede, überreicht. Verliehen wird dieser Bestpreis traditionell für Offiziere/ Offizierinnen, die aufgrund ihrer vorbildlichen Haltung und herausragender Leistungen während des Führungslehrganges Marine (hier 2021) den Eindruck vermitteln, sich in charakterlicher Hinsicht zu vorbildlichen Offizieren zu entwickeln. Auszeichnungsberechtigt sind Offiziere/ Offizierinnen der Deutschen Marine, die die Grundlagenausbildung sowie den Führungslehrgang erfolgreich durchlaufen haben. Oberleutnant zur See Franziska Borrmann ist seit 2015 Marineoffizier. Sie sei als Angehörige ihrer Crew eine Führungspersönlichkeit mit hervorragenden Leistungen.
Stellvertretend für die REUNION Marine bzw. den Vorsitzenden, Dr.-Ing. Hans Dieter Ehrenberg, hielt Korvettenkapitän d.R. Jenny May-Barg M.A. die Ansprache an die Offizieranwärter der Crew 2021. „Die Marineschule Mürwik ist heute durch ihre Twinning Agreements weltweit mit Partnerschulen freundschaftlich verbunden. Insbesondere durch die Integration von ausländischen Offizieranwärtern in die Ausbildung, werden Beziehungen zu vielen befreundeten Marinen gefördert und gepflegt. Die Ausbildung in Mürwik verbindet über Landes- bzw. Hoheitsgewässerseegrenzen hinweg. Unser Wohlstand, unsere Zukunft und die Zukunft der Welt hängen zu einem Großteil von der internationalen Zusammenarbeit – natürlich – auch auf See ab. Mit der gemeinsamen Ausbildung an der Marineschule werden erste persönliche Seezeichen für diese internationale, maritime Zusammenarbeit gesetzt. Die vielen multinationalen Einsätze unterstreichen die Bedeutung der Tradition an der MSM ausländische Offizieranwärter mit an Bord der Ausbildungslehrgänge zu nehmen. Das Ziel der REUNION Marine ist es, diese Tradition der Marineschule Mürwik zu fördern und zu unterstützen.“
In der Laudatio für den Preisträger hieß es u.a.: „Ernesto Mendizabal Castaneda hat im vergangenen Jahr gezeigt, was für ein großartiges Potential in ihm steckt. (…) Geboren in Bogota stand für den jungen Mann früh fest, wo die Peilung hingehen soll – in die Ferne Jenseits des Horizontes. Bereits mit 17 Jahren ist Kadett Castaneda in die Streitkräfte eingetreten und absolvierte die Ausbildung zum Offizieranwärter an der kolumbianischen Marineschule „Almirante Padilla“ in Cartagena, die er in 2020 erfolgreich abschloss. Dass diese Ausbildung an der Karibikküste ganz offensichtlich Früchte getragen und ein sehr gutes Fundament gelegt hatte, beweist der Soldat seit Oktober 2020 auch in Deutschland. (…). Er zeigte auf dem Segelschulschiff GORCH FOCK, dass das Segeln eines Großmasters offensichtlich im kolumbianischen Blut liegt.“ Aufgrund der herausragenden Leistungen im Lehrgang, aber auch aufgrund seines Charakters, seiner Kompetenz und seines Charismas im Offizierlehrgang Truppendienst wird in diesem Jahr Ernesto Mendizabal Castaneda aus Kolumbien mit der Segelschulschiff GORCH-FOCK-Medaille ausgezeichnet.“
Im Oktober 2022 wird jeweils ein Teil der Crew 2021 entweder ihr vierjähriges Studium an einer der beiden Bundeswehruniversitäten oder eine weitere militärische Ausbildung aufnehmen. Circa ein Drittel der Offizieranwärter waren im Frühjahr 2022 an Bord der GORCH FOCK. Die anderen OA’s gehen in diesem Sommer, am 8. August 2022, im Heimathafen der Bark, dem Kieler Marinestützpunkt, an Bord. Auf dem dann anstehenden Ausbildungstörn erhalten diese die Grundausbildung in Seemannschaft und lernen das nautisches Handwerk. Im Herbst soll das Segelschulschiff für vier Wochen im Hafen der Marineschule Mürwik als „schwimmendes Klassenzimmer“ festmachen. Die mediale Begrüßung für den Deputy Commander DEU MARFOR, Flottillenadmiral Stephan Haisch, im Eingangsbereich der Schule, gab am 27. Juni den visuellen Vorgeschmack für die dann zu erwartende schöne Kulisse von Rotem Schloss am Meer mit der GORCH FOCK.
Text: KKpt. d.R. May-Barg/ REUNION Marine