Sprechertreffen der REUNION Marine an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg

 

FüAkBw, Beck-Saal, benannt nach dem Heeresoffizier Ludwig August Theodor Beck (1880-1944). Foto: May-Barg.

Erneut war die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg (FüAkBw) Tagungsort eines Sprechertreffens der REUNION Marine. Dort trafen sich am 20. März 2018 Mitglieder der REUNION Marine im Beck-Saal der Clausewitz-Kaserne. Zum Auftakt des Treffens begrüßte der Kommandeur der FüAkBw, Konteradmiral Carsten Stawitzki, die Teilnehmer, die aus allen Teilen Deutschlands in die Hansestadt gereist waren.

Konteradmiral Carsten Stawitzki, Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, spricht zu den Mitgliedern der REUNION Marine auf ihrem Sprechertreffen, FüAkBw, 20. März 2018. Foto: May-Barg.

Konteradmiral Carsten Stawitzki spannte in seinem Grußwort an die Mitglieder der REUNION Marine den Bogen von der Gründung der Bundeswehr, dem Zentrum Innere Führung, über den Traditionsbegriff, den Staatsbürger in Uniform, bis hin zum diesjährigen 60. Jubiläumsjahr der Gründung der Führungsakademie der Bundeswehr – der höchsten militärischen und zentralen Ausbildungsstätte für die Aus-, Weiter- und Fortbildung aller Stabsoffiziere und Generale/Admirale der Bundeswehr in Deutschland. Er skizzierte die Aufgaben der FüAkBw sowie die komplexen und zukünftigen Herausforderungen der Akademie bezogen auf eine immer dynamisch, komplexer und unübersichtlich werdende Welt.

KAdm Stawitzki ging sodann auf die bevorstehende Gründung des „German Institute of Defence Strategic Studies“ (GIDS) – in Kooperation mit der Helmut-Schmidt Universität in Hamburg ein. Ziel sei eine strategische Vorausschau im Sinne einer methodisch fundierten Auseinandersetzung mit möglichen Zukunftsszenarien für die Sicherheitsvorsorge der Bundesrepublik Deutschland. Es gehe darum, einen Beitrag für die Strategiefähigkeit der Bundesregierung zu entwickeln.

Vergils Worte „Mens agitat molem.“ – „Der Geist bewegt die Materie.“ sind Leitspruch der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Foto: May-Barg.

Admiral Stawitzki verwies auf die Jubiläumsfeierlichkeiten der FüAKBw im laufenden Jahr, insbesondere auf den 09. Juni 2018, dem „Tag der Bundeswehr“, an dem die Akademie auch für Besucher offen stünde. Zu diesem Großereignis werden sich unter dem Leitspruch der FüAkBw „Der Geist bewegt die Materie“ alle Hamburger Dienststellen der Bundeswehr sowie verschiedene andere Organisationen in der Clausewitz-Kaserne präsentieren, darunter das Bundeswehrkrankenhaus, die  Helmut-Schmidt-Universität, die Bundeswehrfachschule und das Landeskommando. Man wolle der Bevölkerung zeigen, was die Bundeswehr im Einsatz ausmache, dort, wo sie das Parlament hingeschickt habe.

Auf Nachfrage bestätigte Admiral Stawitzki seine bevorstehende Versetzung nach Berlin als Abteilungsleiter Ausrüstung im Bundesministerium der Verteidigung. Er werde sich dieser Aufgabe „mit tiefem Respekt, Dankbarkeit und in voller Verantwortung für die Frauen und Männer der Bundeswehr – mit all seiner Kraft, Energie und Erfahrung“ – stellen. Abschließend wünschte er den Mitgliedern der REUNION Marine gute Gespräche sowie fair winds and following seas.

Im Anschluss an die Rede von KAdm Stawitzki begrüßte der Vorsitzende der REUNION Marine, Herr Dipl. Ing. Volker Stein, die Teilnehmer auf das Herzlichste. Zunächst wurde den seit Oktober 2017 verstorbenen Mitgliedern der REUNION Marine gedacht. Es folgte ein Bericht des Vorsitzenden zur derzeitigen Generalüberholung des Segelschulschiffes GORCH FOCK. Trotz entstandener Mehrkosten habe das BMVg entschieden diese fortzusetzen. Somit gäbe es glücklicherweise eine Kontinuität in der  fachgerechten Ausbildung des Offiziernachwuchses der Deutschen Marine. Man müsse nun das Ober- und Zwischendeck aus Stahl erneuern. Zudem erhält die GORCH FOCK ein neues Kartenhaus sowie neue Rahen und Masten. Ein Neubau hätte jedoch bedeutet, dass die Marine auf Jahre hinaus kein eigenes Segelschulschiff gehabt hätte, abgesehen davon, dass das der Großsegler ein nationales Symbol für Deutschland ist. Die Entscheidung, die GORCH FOCK zu erhalten, habe insbesondere bei der Besatzung und dem Kommandanten, Kapitän zur See Nils Brandt, große Freude und Erleichterung ausgelöst, so Volker Stein.

In TOP 3 berichteten die Vorstands- und Beiratsmitglieder über ihre Tätigkeiten sowie Teilnahmen an maritimen Veranstaltungen, darunter die Kranzniederlegung am Marineehrenmal in Laboe, die Vereidigung an der Marineunteroffizierschule (MUS) und Marinetechnikschule (MTS), Parlamentarische Frühstücke, die Sitzung des Freundeskreises der Marineschule Mürwik, die 58. Historisch Taktische Tagung der Marine (HiTaTa) sowie die Vorstands-/Beiratssitzung in Hamburg am 8. Dezember 2017.

FüAkBw, 20. März 2018: Dipl. Ing. Volker Stein überreicht Herrn Botschafter a.D. Hans-Joachim Heldt, die Urkunde zum Ehrenmitglied der REUNION Marine. Foto: May-Barg.

TOP 4 war in der Tagesordnung des Sprechertreffens der REUNION Marine mit mehreren Fragezeichen versehen. Dies hatte einen Grund, der zuvor nicht offiziell genannt werden sollte: die Ehrenmitgliedschaft der REUNION Marine für ein in der Tat völlig überraschtes Mitglied. Der erweiterte Vorstand hatte bei seiner Klausurtagung am 08. Dezember in Hamburg beschlossen,  Herrn Botschafter a.D. Hans-Joachim Heldt, in Anerkennung seiner besonderen Verdienste zum Ehrenmitglied der REUNION Marine zu ernennen. In der Begründung hieß es u.a.: „Wir schätzen das große Engagement von Herrn Heldt – im Sinne der REUNION Marine -, die Verbindung zwischen Marine und Gesellschaft zu fördern. (…) Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass für den damals noch nicht existierenden 3. Einsatzgruppenversorger der Deutschen Marine bereits ein Freundeskreis gegründet wurde, bevor es die BONN gab. Ein Novum. Der Verdienst von Herrn Botschafter a.D. Heldt ist ebenso die Gründung des Gesprächskreises Rheinland der REUNION Marine.“ Die Regionalvereinigung der REUNION Marine feierte im Oktober 2017 ihr 10-jähriges Bestehen, zu dessen Jubiläum  Botschafter a.D. Heldt eigens eine  Festschrift herausgab. Volker Stein bedankte sich im Namen der Mitglieder der REUNON Marine und wünschte dem  Mitglied der Crew 07/81 für die Zukunft alles erdenklich Gute, weiterhin Fortune und stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Der sich anschließende TOP 5 war hingegen sachlich und rational. Es folgte der Bericht über die Kassenprüfung und Finanzplanung 2018 und sodann die Entlastung des Vorstandes.

FKpt. Michelis (ARG), Mitte, rechts, hält an der FüAkBw den Mitgliedern der REUNION Marine einen Vortrag über die Armada Argentina.

Hoch interessant für alle Teilnehmer des Sprechertreffens war der darauf folgende Vortrag von Herrn Fregattenkapitän (ARG) Santiago Michelis der Argentinischen Marine über eben diese. FKpt. (Arg) Michaelis ist seit Mitte 2017 Teilnehmer der Admiralstabsausbildung für ausländische Stabsoffiziere an der Führungsakademie der Bundeswehr, an deren internationalen Lehrgang (Generalstabs-/Admiralstabsdienst International) bisher Stabsoffiziere aus mehr als 100 Nationen teilnahmen. Der erfahrene U-Boot-Offizier war in Argentinien u.a. Kommandant auf einem U-Boot als auch auf einer Unterstützungseinheit. FKpt Michelis (Arg) erläuterte auf Deutsch die Struktur der Argentinischen Streitkräfte  sowie insbesondere die Aufgaben und die Ausrüstung der Armada Argentina, in der 18.000 Soldaten dienen. Davon seien gut 10 Prozent Marinesoldatinnen.

Volker Stein überreicht als Dank an FKpt. Michelis (ARG) das Wappen der REUNION Marine. Fotos: May-Barg.

Heute nehme die Armada Argentina, neben der eigentlichen Aufgabe der Landesverteidigung, vor allem zahlreiche hoheitliche Aufgaben wahr. So unterstützt sie u.a. im Landesinneren die Bevölkerung bei Unwetterkatastrophen, Notfällen, Natur- und Umweltkatastrophen, medizinischer Versorgung und Transport, darüber hinaus im Seegebiet vor Argentinien die Seenotrettung Search and Rescue (SAR) sowie die argentinischen Nutzer/ Forscher in der Antarktis. Argentinien betreibe als einziges Land zehn feste Stützpunkte vor Ort. Am Ende des sehr informativen Vortrages des argentinischen Stabsoffiziers überreichte Volker Stein an FKpt. (ARG) Michelis als Dank das Wappen der REUNION Marine an eben diesen.

Im Folgenden gab es vom 2. Vorsitzenden der REUNION Marine,  Dr.-Ing. Hans-Dieter Ehrenberg, Vorträge zum  Sachstand Fregatte F125, Korvette K131, und Mehrzweckkampfschiff 180 (MKS 180). Es folgte eine Diskussion zum Stand des deutschen Marineschiffbaus. In diesem Zusammenhang wurde debattiert, ob es richtig sei, dass, vor dem Hintergrund der „Know-How“-Sicherung des deutschen Marineschiffbaus, komplexe Marineprojekte ausgeschrieben werden sollten.

Darauf beschäftigte die Sprecher der REUNION Marine das Thema des neuen Traditionserlasses  („Die Tradition der Bundeswehr. Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege“) sowie die Umgestaltung der Aula der Marineschule Mürwik. Es folgten die für alle interessanten Berichte aus den Freundeskreisen der Schiffe und Boote der Marine sowie den Regionalen Vereinigungen der REUNION Marine, so vom Freundeskreis der Fregatte BRANDENBURG, der Fregatte MECKLENBURG-VORPOMMERN, der Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG, der HESSEN, der SCHLESWIG-HOLSTEIN, der  Einsatzgruppenversorger BONN, BERLIN, FRANKFURT AM MAIN und der Korvette MAGDEBURG. Der Freundeskreis der Fregatte SCHLESWIG-HOLSTEIN (sie wird von Marine-Seite auf der diesjährigen Hanse Sail vertreten sein) hat einen neuen Vorsitzenden: Herr Hans-Wilhelm Rahn.

Themen bei den Vorträgen zu den Aktivitäten der Freundeskreise waren u.a. die Patenschaften von Schiffen und Booten der Marine, das Mehrbesatzungskonzept der Marine sowie Sponsoring und Compliance. Man stellte im gemeinsamen Gespräch fest, dass es von Seiten der Politik, so u.a. vom BMVg, widersprüchliches Verhalten in Bezug auf Sponsoring der Freundeskreise von Schiffen und Booten gäbe, was deren ehrenamtliches Engagement für die Soldatinnen und Soldaten der Parlamentsarmee nicht erleichtere. So ist es einerseits einer Einheit der Marine im März 2018 nicht gestattet worden Freikarten für ein Fußballspiel in Anspruch nehmen zu dürfen, andererseits wurde derselbe Fußballclub, der die Karten zur Verfügung gestellt hatte, von Ministerin Ursula von der Leyen im Juni 2017 mit dem Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“ ausgezeichnet. (Dieser geht an Institutionen, die sich in besonderem Maß für die Verbesserung des Verhältnisses zwischen Bundeswehr und Gesellschaft einsetzen.) Die Entscheidung des BMVg, dass Freikarten für ein Fußballspiel von Soldatinnen und Soldaten nun nicht anzunehmen seien, hat grundsätzlichen Charakter, da sie dem Wesen und Wirken von Patenschaften und Freundeskreisen diametral entgegensteht bzw. geeignet ist, bei strikter Anwendung deren Arbeit unmöglich zu machen. Ziel der Mitglieder der Freundeskreise von Schiffen und Booten bleibe es, darin waren sich alle einig, den Soldaten und Soldatinnen der Parlamentsarmee Respekt, Anerkennung und Dank zu zollen sowie die Beziehungen zwischen Marine und Gesellschaft zu fördern.

Die Teilnehmer des Sprechertreffens der REUNION Marine. FüAkBw, 20. März 2018. Foto: REUNION Marine.

In der anschließenden Diskussion beschloss der Vorstand der REUNION Marine das Thema der Patenschaftsentwicklung für die Freundeskreise möglichst bald als vorrangiges Thema aufzunehmen. Zum Ende der Vorträge dankte der 1. Vorsitzende Volker Stein den Mitgliedern der Freundeskreise für ihre zahlreichen ehrenamtlichen Aktivitäten sowie allen Angereisten für ihre Teilnahme am Sprechertreffen der REUNION Marine in Hamburg, die regen Diskussions-Beiträge und die guten Gespräche.

Er kündigte an, dass bei dem Herbsttreffen 2018 Neuwahlen anstünden und schlug vor, das kommende Treffen für den September in Neustadt/Holstein abzuhalten. Diese Idee wurde durch das Plenum mittels mehrerer Beiträge deutlich befürwortet. Man freue sich auf ein Wiedersehen im maritimen Umfeld im 170. Jubiläumsjahr der Marine.

Text: M. Stein/ May-Barg.