Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach ist neuer Inspekteur der Marine. Er folgt auf Vizeadmiral Andreas Krause.

Wechsel des Inspekteurs der Marine im BMVg: Der ehemalige Inspekteur, links, Vizeadmiral Andreas Krause, der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, sowie der neue Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach – coronabedingt mit FFP2-Masken. Foto: Bundeswehr/ Steve Back.

Berlin: Am 24. März 2021 hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, im Bundesministerium der Verteidigung das Kommando über die Deutsche Marine von Vizeadmiral Andreas Krause an seinen Nachfolger, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach übergeben. Zum ersten Mal fand, pandemiebedingt, die Übergabe des Kommandos über die Deutsche Marine in Berlin und nicht wie in der Vergangenheit in Flensburg an der Marineschule Mürwik statt. 

Wir, die Mitglieder der REUNION Marine bedanken uns bei Herrn Vizeadmiral Andreas Krause für seinen 45-jährigen Dienst in der Marine und wünschen ihm im Rückblick auf seine verdienstvollen sechseinhalb Jahre als Inspekteur der Marine für die Zukunft persönlich alles erdenklich Gute. 

Darüber hinaus ist es uns eine ganz besondere Ehre, dass Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, als Mitglied der REUNION Marine, die Führung der deutschen Seestreitkräfte übertragen wurde. Wir gratulieren herzlich, wünschen Herrn Admiral Schönbach für alle zukünftigen Herausforderungen eine glückliche und erfolgreiche Hand am Steuer der schönsten Teilstreitkraft der Bundeswehr sowie Freude und Erfüllung im neuen Amt. 

BMVg, 24. März 2021. Militärisches Zeremoniell im Kleinen. Hier Meldung an den Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn. Foto Bundeswehr Steve Back.
4. August 2017, Marineschule Mürwik, Vereidigung der Crew VII/2017: Die Admirale Schönbach, links, und Krause, rechts, beim Abschreiten der Front auf der Admiralswiese. Damals war Krause Inspekteur der Marine und Schönbach Kommandeur der Marineschule Mürwik. Foto: May-Barg.

Der Wechsel des Inspekteurs der Marine fand aufgrund der gestiegenen Infektionszahlen im Rahmen der Corona-Pandemie im Berliner Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung im kleinen Kreise statt. Weder geladene Gäste, noch Paradeaufstellung sowie Zapfenstreich waren beim Zeremoniell möglich, das sonst auf der Admiralswiese der Marineschule Mürwik abgehalten wurde. So übergab Generalinspekteur Eberhard Zorn am Nachmittag des 24. März 2021 die Führung der deutschen Seestreitkräfte an Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach im Stauffenbergsaal des BMVg. Dort waren Abordnungen mit Truppenfahnen der beiden Einsatzflottillen, des Marinefliegerkommandos, des Marineunterstützungskommandos und des Marinekommandos angetreten, siehe Foto links.

Seit dem liegt nun das Ruder der Marine in Admiral Schönbachs Hand und damit gebündelt die oberste Verantwortung für Führung, Fachkompetenz und Ausbildung der deutschen Seestreitkräfte. Nach der militärischen Übergabe im Bundesministerium der Verteidigung verabschiedete Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer Vorgänger Vizeadmiral Andreas Krause,  Angehöriger der Crew VII/76, in den Ruhestand. Admiral Krause kommunizierte als erster Inspekteur einer Teilstreitkraft über Twitter und hatte kurz vor Übergabe der Amtsgeschäfte an jenem Mittwoch, vor dem Eingang des BMVg, die letzte Videobotschaft an seine Follower abgesetzt.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer verabschiedet Vizeadmiral Andreas Krause in den Ruhestand. Foto Bundeswehr Steve Back.

BMVg war via Bildschirm live in die Marinestandorte geschaltet

Sehr gern hätte Vizeadmiral Krause, wie er in der Live-Schaltung an die Marinesoldatinnen und Marinesoldaten in den Dienststellen der Marine sagte, dort das Kommando an Admiral Schönbach übergeben, wo er 45 Jahre zuvor seinen Dienst bei der Marine angetreten und auch das Amt des Inspekteurs der Marine übernommen hatte, an der Marineschule Mürwik. An dieser „unser Alma Mater“ hätte sich der Kreis auch schließen sollen. Doch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie machten eben auch vor Veranstaltungen dieser Art nicht Halt. Stattdessen stehe man nun in der Bundeshauptstadt Berlin, im Bundesministerium der Verteidigung, dem Epizentrum der Bundeswehr.

Krause: „Weil man das gute und vertrauensvolle Miteinander in unserer Marine gar nicht hoch genug schätzen kann.“ 

Vizeadmiral Krause wurde am 28. Oktober 2014 Inspekteur der Marine. 2.393 Tage war das her, wie er selbst sagte. Die zurückliegenden sechseinhalb Jahre seien in besonderer Weise ereignisreich und auch sehr fordernd für „uns alle“ gewesen. Krause ging auf viele Wegpunkte aus seiner Dienstzeit als Inspekteur ein, sprach ebenso Probleme darin an, wie die der Beschaffung, Instandsetzung und der materiellen Einsatzfähigkeit der Marine. „Die Trendwenden in den Bereichen Finanzen, Material und Personal haben die Weichen seit 2016 zwar neu gestellt, aber es wird noch einige Zeit brauchen, bis wir die Defizite der vorangegangenen 25 Jahre aufgeholt haben.“ Es sei für ihn bemerkenswert und es mache ihn stolz, dass die Deutsche Marine die ihr übertragenden Aufträge in den zurückliegenden Jahren trotzdem immer vollumfänglich erfüllt habe.

Inspekteurwechsel der Marine im BMVg, 24. März 2021: Vizeadmiral Andreas Krause. Foto: Bundeswehr, Steve Back.

Mit rund sechseinhalb Jahren im Amt hatte er die längste Dienstzeit als Marineinspekteur seit Bestehen der Bundeswehr. Seine Amtszeit war von einem einschneidenden Paradigmenwechsel in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik Deutschlands geprägt. Nach 30 Jahren Friedensdividende und Fokussierung auf internationales Krisenmanagement galt es nach 2014 auch für die Marine, den Kurs wieder in Richtung Landes- und Bündnisverteidigung zu ändern. Heute sind multinationale Einsätze zur Konfliktverhütung, die Ständigen Marineverbände der NATO und die Sicherung der freien Seewege parallele Verpflichtungen der deutschen Seestreitkräfte. „Diese Aufträge muss die Marine gleichzeitig und gleichrangig erfüllen, und das mit der aktuell kleinsten Flotte seit ihrer Gründung“, so Krause im BMVg. Unter seiner Führung gestaltete die Marine die verteidigungspolitischen Trendwenden, die von Regierung und Parlament eingeleitet worden waren.

Admiral Krause resümierte: „Es war – bei allen Höhen und Tiefen – eine wirklich großartige Zeit.“ Sie sei vor allem deshalb großartig gewesen, weil er viele bemerkenswerte Menschen kennengelernt habe und weil man im Team viel erreicht habe. Und: „Weil man das gute und vertrauensvolle Miteinander in unserer Marine gar nicht hoch genug schätzen kann.“

„WIRSINDMARINE! Ich melde mich ab, aber bleibe einer von WIR!“

An seinem letzten Tag als aktiver Träger des blauen Tuches dankte Vizeadmiral Krause in seinem „Tagesbefehl zur Übergabe der Dienstgeschäfte des Inspekteurs der Marine“ allen Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Marine für die Unterstützung und die gute Zusammenarbeit in den zurückliegenden Jahren. Es sei nun an seinem Nachfolger, die Marine zu führen und durch die Herausforderungen von morgen zu navigieren. Dabei wünsche er Admiral Schönbach von Herzen viel Erfolg und das notwendige Quäntchen Fortune. Der scheidende Inspekteur endete in Berlin seine letzte offizielle Rede als scheidender Inspekteur im Amt mit dem Satz: „Meine Damen und Herren, WIRSINDMARINE! Ich melde mich ab, aber bleibe einer von WIR!“

 

Seit dem 24. März 2021 Inspekteur der Marine: Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach. Foto Bundeswehr/ Steve Back.

Schönbach: „Die Deutsche Marine ist das einzige sicherheitspolitische Instrument, das die Politik flexibel einsetzen kann, um unsere Sicherheit und letztlich unserer Prosperität zu gewährleisten.“

Der neue Inspekteur der Marine trat 1984 als Angehöriger der Crew VII/84 in den Dienst der Bundeswehr. Er freue sich, das Ruder der Marine übernehmen zu dürfen, und fühle sich geehrt. Er sei dankbar für das große Vertrauen, das in ihn gesetzt werde, so Vizeadmiral Schönbach. „Den erfolgreich eingeschlagenen Weg, die Marine umfassend zu modernisieren und aufgabengerecht auszustatten, diesen Weg werde ich weiter beschreiten.“ Schönbach verwies in seiner Rede am 24. März in Berlin darauf, dass die Kommandoübergabe in der Hauptstadt, dem Sitz von Parlament und Regierung, auch dafür sensibilisieren könne, dass es nicht um die Marine allein gehe, sondern das so auch deutlich würde, dass Deutschland maritime Interessen habe. Auch zu Friedenszeiten seien freie und sichere Seehandelswege von entscheidender Bedeutung. „Die Deutsche Marine ist das einzige sicherheitspolitische Instrument, das die Politik flexibel einsetzen kann, um unsere Sicherheit und letztlich unsere Prosperität zu gewährleisten“, so Schönbach. Dies gelte letztlich auch, um die Freiheit zu gewährleisten und auch den Willen, dies zu demonstrieren.

Schönbach, 1965 in Kassel geboren, war seit Mai 2018 stellvertretender Abteilungsleiter Strategie und Einsatz im Verteidigungsministerium. Nach seinem Offizierlehrgang an der Marineschule Mürwik studierte Schönbach von 1985 bis 1988 an der Universität der Bundeswehr in Hamburg Pädagogik. An Schulen der Marine absolvierte er darauf verschiedene Offizier- und Fachlehrgänge, einschließlich eines Bordpraktikums auf dem Zerstörer HAMBURG, auf dem er in Folge Erster Artillerieoffizier sowie Ortungsoffizier wurde. 1992 folgte eine 17-monatige Verwendung als Austauschoffizier bei der Königlich Niederländischen Marine. Schönbach war als Wach und Navigationsoffizier auf der Fregatte HNLMS JAN VAN BRAKEL eingesetzt. Danach belegte er in Den Helder einen 14-monatigen Offizierlehrgang B (U-Boot-Jagd) an der Operationsschule der Königlich Niederländischen Marine. Auf der Fregatte BRANDENBURG war er von 1995 bis 1999 Operationsoffizier. An der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg folgte für den Marinesoldaten die Teilnahme am Lehrgang Generalstabs-/ Admiralstabsdienst National (41. ASTO), darauf  Verwendungen als Referent im Bundesministerium der Verteidigung in Bonn, dort im FüM (Führungsstab der Marine) sowie im FüS (Führungsstab der Streitkräfte). Von 2004 bis 2006 war Schönbach Erster Offizier der Fregatte SCHLESWIG-HOLSTEIN, im Anschluss daran zwei Jahre Adjutant des Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Wolfgang Schneiderhahn, sowie von 2008 bis 2010 Kommandant der Fregatte MECKLENBURG-VORPOMMERN. In dieser Zeit war Schönbach mit Schiff und Besatzung u.a. im Rahmen der Operation Enduring Freedom und der Operation Atalanta am Horn von Afrika eingesetzt. 2010 bis 2012 folgte abermals eine Verwendung als Dozent, dieses Mal an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. 2012 bis 2014 war Schönbach sodann Kommandeur des 4. Fregattengeschwaders in Wilhelmshaven. Darauf, von 2014 bis 2016, war er wiederum im Bundesministerium der Verteidigung in der Abteilung Militärpolitik und Einsatz Referatsleiter für die Region Europa/Eurasien und Arktis. Von 2016 führte Schönbach für ein halbes Jahr die Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG2) als deren Kommandeur. Insgesamt hatte Schönbach neun Auslandsverwendungen, u.a. als Assistant Chief of Staff CJ3 im EU-Hauptquartier in Northwood, Großbritannien (heutiger Sitz ist in Rota, Spanien). Bis zur Versetzung in das Verteidigungsministerium war Admiral Schönbach wiederum Kommandeur der Marineschule Mürwik. 

Rostock, Erster Tag im Marinekommando: Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach hat am 25. März seine Arbeit im Hauptquartier der deutschen Seestreitkräfte begonnen. Foto: Bundeswehr/FKpt. Sven Hikele.

Der neue Inspekteur betont die Rolle der Marine im Bündnis sowie den Fokus auf deren Befähigung zum Kampf

Für die angesprochene Zukunft stehe die „Befähigung der Marine zum Kampf“ im Fokus, insbesondere für die Landes- und Bündnisverteidigung, so Schönbach. „Daraus leitet sich alles andere ab.“ Das müsse sich sowohl in der Ausbildung, „vor allem aber auch im Mindset jedes Mannes und jeder Frau in der Marine ausdrücken“. Oberstes Ziel sei die Wiedergewinnung und Sicherstellung der dauerhaften Einsatzfähigkeit und -bereitschaft der Marine, so Schönbach in seinem Tagesbefehl zur Übernahme der Dienstgeschäfte als Inspekteur der Marine am 25. März an die Soldatinnen und Soldaten sowie die zivilen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Marine: „Ihre Unterstützung, Ihre Expertise, Ihr Engagement und Ihre Ideen sind gefragt. Ich fordere jeden auf, egal an welchem Platz gestellt, mir mit Kreativität, Mut, Leistungsbereitschaft und auch Leidenschaft für unsere Marine zur Seite zu stehen.“

Zur Zeit besucht VAdm. Schönbach Marine-Dienststellen, wie er auf Twitter ankündigte. Erste Station seiner Antrittsbesuche war die Einsatzflottille 2, am 6. April. Es folgten am 7. April das Marineunterstützungskommando und die Marineoperationsschule sowie am 8. April das Marinefliegerkommando und die  Marineschule Mürwik.

Schönbach setzt auf verlässliche Finanzierung, unterstreicht die Bedeutung der Ausbildung und resümiert „(…) wir haben nicht unendlich viel Zeit.“

Die Deutsche Marine müsse, angesichts der sicherheitspolitischen Gesamtlage, die Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung wieder stärker in den Fokus nehmen. „Um diese Aufgabenfülle bewältigen zu können, muss die Marine angemessen ausgestattet und für die künftigen Herausforderungen gerüstet werden. Genau so, wie es unsere Ministerin und der Generalinspekteur in ihrem Positionspapier zur Bundeswehr der Zukunft formuliert haben. Dabei ist es beileibe nicht nur das Material, das wir brauchen. Es sind vor allem die Männer und Frauen, die wir ebenfalls gewinnen, motivieren und gut ausbilden müssen, um all dies zu schaffen“, sagte Schönbach im BMVg.

Mit verlässlicher und nachhaltiger Finanzierung werde es gelingen, die Marine für die Zukunft gut aufzustellen. „Dazu will ich mit aller Kraft und aus tiefster Überzeugung beitragen. Bis dahin bleibt noch viel zu tun und wir haben nicht unendlich viel Zeit“, so Vizeadmiral Schönbachs Worte am Ende seiner Antrittsrede in Berlin.

Text: May-Barg, REUNION Marine